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Was fehlt: Augenkontakt in der Online-Kommunikation.

Die Betreuung von Foren und PosterInnen ist eine Herausforderung. derStandard.at betreibt einen sehr großen Aufwand, um das Niveau der Online-Dialoge zu sichern und die Einhaltung der Community-Richtlinien bei bis zu 20.000 User-Kommentaren pro Tag einzufordern.

Foren-Moderation

Jedes Posting auf derStandard.at wird von einer Software, als Foromat bekannt, überprüft. Dabei handelt es sich um ein spezielles Screeningprogramm, das selbstlernend arbeitet und nach einem komplexen System alle Beiträge prüft und filtert. Bei diesem Vorgang wird bereits ein Großteil von gegen die Forenregeln verstoßenden Postings herausgefiltert und somit zunächst gar nicht freigeschaltet. Postings, die der Foromat als verdächtig auswirft, werden von der Redaktion überprüft, die im Einzelfall prüft, ob der Beitrag veröffentlicht wird oder nicht.

Unabhängig von diesem Überprüfungsvorgang werden die Postings aber auch von der Redaktion regelmäßig überprüft. Manche Diskussionsforen werden sogar gesperrt, wenn Diskussionen eskalieren.

Trotz dieser personell aufwendigen kontinuierlichen Betreuung und trotz Ausfilterung zahlreicher Beiträge gibt es leider User-Äußerungen, die den Forenregeln zuwiderlaufen. Jede Leserin und jeder Leser kann solche Kommentare unkompliziert der Redaktion melden, diese werden nach sorgfältiger Überprüfung umgehend entfernt. Wir sind auf die Kooperation der Community angewiesen, um ein gutes Forenklima zu schaffen. PosterInnen, die gegen die Forenregeln verstoßen, werden in der Folge individuell von uns kontaktiert und bei Wiederholung gesperrt.

Online-Enthemmung

Bei vielen Menschen macht sich in der Online-Kommunikation der sogenannte Enthemmungseffekt (Online Disinhibition Effect) bemerkbar. Die gefühlte Anonymität durch Verwendung von Pseudonymen ist dabei nur einer von mehreren Einflussfaktoren.

Der wesentliche Grund für Kommentare, die man in einem persönlichen Gespräch so nicht formulieren würde, ist das Fehlen der körperlichen Anwesenheit. Man fühlt sich in einer Parallelwelt, andere PosterInnen werden reduziert wahrgenommen.

Kein Augenkontakt und Unsichtbarkeit

Aus der wissenschaftlichen Forschung wissen wir, dass vor allem der fehlende Augenkontakt dazu führt, dass soziale Spielregeln außer Kraft gesetzt werden, und dass sich die Unsichtbarkeit des Gegenübers negativ auswirkt (Noam Lapidot-Lefler, Azy Barak: Effects of anonymity, invisibility, and lack of eye-contact on toxic online disinhibition).

Online-Identität stärken

Die verpflichtende Verwendung von Echtnamen greift daher als Mittel zur Qualitätssteigerung zu kurz. Das Management von Online-Communitys ist gefordert, Maßnahmen umzusetzen, die die Online-Identität der NutzerInnen stärken, um auf diese Weise eine positive Community-Entwicklung voranzutreiben.

Aus diesem Grund wurden auf derStandard.at Ende 2012 PosterInnen-Profile eingeführt. Wir sind der Überzeugung, dass der Aufbau von Identität in unserer Community nicht in Widerspruch zur Wahrung der Anonymität steht.

Das Userprofil ist die Online-Repräsentation eines Menschen. Hier wird nachvollziehbar, welche Positionen jemand vertritt und mit welchen MitposterInnen Verbindungen bestehen. Ob und welche Informationen man zur eigenen Person preisgibt, bleibt jeder Posterin und jedem Poster selbst überlassen und kann individuell gesteuert werden. (Christian Burger, derStandard.at, 19.7.2013)