Seit einem Jahr ist die Turnhalle Schönbrunn samt den umliegenden Sportstätten dem Verfall preisgegeben. Jetzt soll sie abgerissen werden, um Platz für Parkplätze zu schaffen. 

Foto: Dieter Egermann

Wien - Seit einem Jahr sind die Zugangstore zum Sportzentrum vis-à-vis dem Schloss Schönbrunn schon verschlossen. Das merkt man nicht nur der sowieso schon baufälligen alten Sporthalle an. Wo bis August 2012 Leistungsturner neben Hobbyathleten übten, Basketball, Beachvolleyball, Fußball und Rugby gespielt sowie auf einer Laufbahn gesprintet wurde, wächst derzeit nur Gras.

Die Sportunion als Betreiber der Anlage hat sich schon vor einem Jahr mit dem Grundbesitzer, der Schloß Schönbrunn Kultur- und Betriebsges.m.b.H. (SKB), auf die Auflösung des langjährigen Pachtvertrags geeinigt. Damit hat sich die Union auch längst fällige Sanierungsausgaben erspart. Stattdessen rollen in Bälde die ersten Bagger an. "Seit kurzem liegt ein Abbruchbescheid vor", bestätigt Maria Mayr-Munoz, die Assistentin der SKB-Geschäftsführung, dem STANDARD. "Die Halle wird in den nächsten Monaten abgerissen." 

Busgarage kein Thema mehr

Schon seit Jahren kursierende Pläne, die Parkplatzproblematik vor dem Schloss mit einem neuen Busterminal in den Griff zu bekommen, sollen "in den nächsten ein bis zwei Jahren umgesetzt werden. Da ist schon auch ein gewisser Druck vonseiten der Stadtregierung gekommen. Einen konkreten Zeitplan gibt es aber noch nicht." Mit der Entwicklung von Konzepten ist laut Mayr die Stadtbaudirektion beschäftigt.

Es gibt Ideen, auf dem einstigen Sportareal neben Parkplätzen für Busse und Autos auch Imbissstände, Toiletten und ein Servicecenter für Besucher zu errichten. Ein angedachtes Großprojekt mit einer unterirdischen Parkgarage für 36 Busse samt umfangreicher Oberflächengestaltung und neuer Verkehrslösung sei aufgrund der Kosten aber kein Thema mehr.

Schon vor elf Jahren wurde die Neugestaltung vor dem Schloss ausgeschrieben. Das Wiener Architektenbüro Schindler & Szedenik, das den städtebaulichen Wettbewerb mit ihrem Konzept gewonnen hat, hätte theoretisch Anrecht, das neue, viel kleinere Projekt umzusetzen. "Ich werde aber sicher keinen oberirdischen Parkplatz behübschen", sagte Rudolf Szedenik dem STANDARD. "Das Ganze wird gestalterisch nicht wesentlich verbessert."

Sportangebot ausreichend

Die Leidtragenden der Entscheidung, für die Parkplätze das Union-Sportzentrum gänzlich aufzulösen, sind neben den Leistungssportlern auch hunderte Kinder und Jugendliche, die auf dem Areal trainiert haben, kritisiert Martina Weinberger. Sie steht einer Bürgerinitiative vor, die seit mehr als einem Jahr gegen die Schließung mobilmacht.

Laut Weinberger habe es die Stadt verabsäumt, den Athleten eine gleichwertige Sportstätte im Westen von Wien zur Verfügung zu stellen. Dieser Beschwerde hat schon im März die Volksanwaltschaft stattgegeben. Sie hat Verstöße gegen das Wiener Sportstättenschutzgesetz erkannt, Exvolksanwältin Terezija Stoisits wies beim Schließungsantrag auf "zahlreiche und schwerwiegende Verfahrensmängel" hin.

Sportstadtrat Christian Oxonitsch (SP) fühlt sich in dieser Sache nicht zuständig. Das Wiener Sportstättenschutzgesetz würde nicht greifen, weil das Areal dem Bund gehört, hieß es auf Anfrage aus Oxonitschs Büro. Zudem sei für die Turner beim Tennisclub La Ville im 23. Bezirk ein Ausweichquartier geschaffen worden. Pläne für neue Sportstätten im Westen Wiens gebe es keine, das Sportangebot sei mehr als ausreichend. Architekt Szedenik fühlt sich "missbraucht. Wir haben vor elf Jahren den Grundstein gelegt, dass das Union-Sportzentrum abgesiedelt wird." Damals war aber noch explizit ein Neubau an der Grünbergstraße geplant. (David Krutzler, DER STANDARD, 29.8.2013)