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Wenn Teilnehmer mit ihren Verschlüsselungshandys untereinander telefonieren, wird ein abhörsicherer Tunnel aufgebaut. Wenn man von dem Kryptophone ein herkömmliches Telefon ohne Verschlüsselung anruft, ist die Verbindung jedoch unsicher.

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Seit der Einführung der digitalen Mobilfunknetze können Handy-Telefonate nicht mehr ohne weiteres mit einem einfachen Funkscanner belauscht werden. Doch auch die modernen GSM-Netze gelten inzwischen als löchrig. So kann man Handys mit sogenannten IMSI-Catchern dazu verleiten, sich in manipulierte Funkzellen einzubuchen, über die dann ein Telefonat abgehört werden kann. Außerdem haben Geheimdienste die Möglichkeit, Verbindungsdaten und sogar Gesprächsinhalte und SMS aus den Backbone-Netzen der Telekom-Provider herauszufischen.

Trotz täglicher Enthüllungen in der NSA-Affäre verwenden die österreichischen Minister zur Kommunikation untereinander oder mit EU-Partnern nicht immer verschlüsselte Leitungen. Das ergab ein Rundruf am Dienstag. Auch bei sogenannten Krypto-Handys gibt es offenbar keine einheitliche Lösung.

Festnetz statt Krypto-Handy

Bundeskanzler Werner Faymann verwendet nach Angaben aus dem Bundeskanzleramt (BKA) mehrere Telefone, darunter ein Apple-iPhone, sowie für heikle Gespräche bevorzugt das Festnetz. Zu Gesprächen mit Kabinettskollegen und ausländischen Regierungschefs benutze er "nicht immer ein Krypto-Handy" oder das Festnetz, hieß es gegenüber der APA. "Die Nutzung der Krypto-Handys ist komplizierter, der Kanzler nimmt meist lieber eines seiner anderen Telefone", sagte der für Sicherheit zuständige Sektionschef im BKA, Manfred Matzka.

Im Innenministerium heißt es, man unterscheide zwischen "Alltagskommunikation und sensibler Kommunikation". Für Letztere stünden sowohl Krypto-Handys als auch das bereits teilweise fertiggestellte Digitalfunknetz der Firma "Tetron" zur Verfügung, das auch die Polizei benutzt.

Blackberry

Ob auch Außenminister und Vizekanzler Michael Spindelegger in der Kommunikation etwa mit seinen EU-Amtskollegen ein Krypto-Handy verwendet, will man in seinem Ministerium nicht sagen. Das Gerät Spindeleggers, ein Blackberry, sei entsprechend gesichert und werde in regelmäßigen Abständen überprüft, berichteten die "Oberösterreichischen Nachrichten" vom Dienstag.

Bei Krypto-Handys sind in Österreich offenbar verschiedene Produkte im Einsatz. Nach Angaben der deutschen Firma Secusmart, die auch die Regierung in Berlin beliefert, testet die österreichische Regierung derzeit ihre Geräte. Im Einsatz seien modifizierte Blackberry-10-Geräte vom Modell Secusuite, sagte Firmensprecherin Swenja Kremer. Welches Ministerium die Geräte im Wert von 2.500 Euro pro Stück bestellt habe, könne sie nicht bekanntgeben. Aus zwei von der APA kontaktieren Ressorts heißt es, man verwende andere Geräte und könne nicht sagen, ob die Ministerien sich hier abstimmten.

Meist kein Krypto-Handy

Die NSA-Affäre und Berichte um das angeblich abgehörte Handy der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel sorgten zuletzt für Besorgnis darüber, ob Gespräche zwischen höchsten Regierungsstellen belauscht werden. Auftrieb gibt dem, dass offenbar nicht durchgehend die sicherste Technologie verwendet wird: Merkel gab etwa an, meist kein Krypto-Handy für ihre Telefongespräche zu verwenden.

Solche Krypto-Geräte erlauben eine fast unknackbare Kommunikation. Allerdings müssen sie von beiden Gesprächsteilnehmern verwendet werden, außerdem gelten die Geräte als nicht besonders handlich und teuer und liefern wegen der Verschlüsselung eine mangelhafte Tonqualität.

Sache des Ressorts

Welche Handys in Österreich von Regierungsmitgliedern verwendet werden, ist Sache des Ressorts. Das Innenministerium empfiehlt zwar bestimmte, technisch gesicherte Lösungen, aber die Entscheidung über Modelle und auch Handynetzbetreiber unterscheiden sich je nach Ministerium. (APA, 29.10. 2013)