Das Ehrenmal auf dem Salzburger Friedhof mit der neuen Schmiererei.


Foto: Kerschbaumer

Salzburg - Zwei Verhaftungen und Anzeigen gegen drei weitere Personen aus dem rechtsextremen Milieu gab es nach der Schändung von rund 60 Stolpersteinen in der Stadt Salzburg, aber die Schmieraktionen an Denkmälern, die an die Opfer des nationalsozialistischen Terrors erinnern, nehmen kein Ende.

Donnerstagmittag zeigte eine Friedhofsbesucherin eine neue Schmieraktion auf dem Salzburger Kommunalfriedhof bei der Polizei an und informierte den Standard.

"Eigene neue Tätergruppe"

Das Ehrenmal für die Opfer des Nazi-Regimes wurde großflächige mit "Horst Wessel" beschmiert. Das Doppel-S im Namen des "Nazi-Märtyrers" Wessel ist in SS-Runenschrift ausgeführt. Laut Hermann Rechberger, Leiter des Landesamtes für Verfassungsschutz, dürfte es sich "um eine eigene neue Tätergruppe handeln". Das Schriftbild wie auch der Bezug zur Gedenkstätte würden dies nahelegen.

Hintergrund dieser ersten, vorsichtigen Analyse dürfte die Motivlage der bisherigen Schmieraktionen sein. Die zwei Inhaftierten haben vornehmlich jene Stolpersteine geschändet, die an jüdische Opfer des Nazi-Terrors erinnern. In den Geständnissen ist auch explizit von antisemitischen Motiven die Rede. Das 1955 eingeweihte Ehrenmal auf dem Kommunalfriedhof hingegen ist "christlich und patriotisch geprägt", erläutert der auf Fragen der Salzburger NS-Geschichte spezialisierte Historiker Gert Kerschbaumer. Der antisemitische Bezug dürfte daher eher nicht gegeben sein. (Thomas Neuhold, DER STANDARD, 20.12.2013)