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Temperaturen ab acht Grad Celsius gehen unter die Haut. Diese braucht deshalb im Winter eine Extraportion Aufmerksamkeit.

 

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Meteorologie ist eine exakte Wissenschaft und hat wenig mit Emotionen zu tun. Als vor zwei Wochen die Kältewelle über die USA hereinbrach, war plötzlich aber doch von Gefühlen die Rede, konkret von "gefühlten Minusgraden", von minus 30 Grad berichteten Menschen in Michigan.

Die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik liefert dazu eine exakte Erklärung: "Neben der mit dem Thermometer gemessenen, 'korrekten' Temperatur gibt es auch jene, die ein Mensch subjektiv empfindet. Hinter dieser Größe verbirgt sich eine Kombination aus Lufttemperatur, Strahlungsbedingungen, Windgeschwindigkeit und Luftfeuchtigkeit."

Am schnellsten von der Kälte in Mitleidenschaft gezogen ist nackte, menschliche Haut, meist also das Gesicht. "Kälte verursacht Rötungen, die an geplatzte Äderchen erinnern und nicht mehr verschwinden", beschreibt Julia Lämmerhirt, Dermatologin in Wien, sogenannte Kälteschäden. Weil die Talgdrüsen bereits ab acht Grad Celsius die Produktion des vor Kälte schützenden Fettes einstellen, braucht es keine extremen Wetterbedingungen, um bleibende, rote Flecken zu riskieren.

Sonne in der Höhe

Bisher ist der Winter eher milde verlaufen, doch nun stehen die Semesterferien vor der Tür, und in den Bergen ist es immer kälter und windiger. Das fordert den Organismus, für den Wärmeaustausch nun Priorität hat. Bei Außentemperaturen unter dem Gefrierpunkt verengen sich die Gefäße unter der Hautoberfläche, die Durchblutung wird schlechter und damit auch die Zellerneuerung. Weil die Talgdrüsen ihre Funktion einstellen, sollte das Fett jetzt aus Tuben und Tiegeln kommen – als Isolationsschicht sozusagen, damit das Wasser in den Hautzellen nicht einfrieren kann. Wer längere Zeit draußen verbringt, sollte sich einschmieren.

"Patienten mit unreiner Haut sind mit dieser Direktive etwas im Nachteil, weil sie durch die zugepflasterten Poren mehr Pickel bekommen können", differenziert Bernadette Vago, Hautärztin beim Wiener Frauengesundheitszentrum Woman & Health. Sie empfiehlt in diesen Fällen häufige medizinische Hautreinigung. Auch bei fettiger Haut sei Sonnenschutz vor allem in den Bergen dringend anzuraten.

Sonnencreme schon vor dem Frühstück

Die UV-Strahlung beim Skifahren ist unvergleichlich stärker, und das Fatale sei, dass man sie durch die Kälte weniger spüre. Deshalb gibt Vago auch Handlungsanweisungen fürs Einschmieren im Skiurlaub: "Immer vor dem Frühstücken Sonnencreme auftragen, damit der Lichtschutzfaktor einwirken kann, nach dem Frühstück dann zusätzlich Fettcreme auftragen, das ist dann die Kälteschutzschicht", sagt Vago und empfiehlt Produkte mit mindestens Faktor 30.

Ganz besonders wichtig seien die Lippen, weil sie ohnehin immer leicht feucht seien, wodurch die Gefahr von Erfrierungen besonders hoch sei. Auch Lippenschutz sollte in den Bergen immer Sonnenschutz enthalten, rät Vago. "Hautpflege sollte nicht nur für Skiurlauber ein Thema sein", sagt Lämmerhirt, die in den Wintermonaten alle Symptome von Hauttrockenheit sieht. Grauschleier, schuppige Stellen, Juckreiz aller Art. Wer gegensteuern will, sollte Seife meiden und sich eincremen.

Körperarbeit

"PH-neutral als Kriterium ist im Winter nicht genug, man braucht bei Duschbad und Cremen rückfettende Produkte, am besten mit dem Wirkstoff Urea, weil dieser die Hautstruktur wieder in Ordnung bringt", empfehlen sowohl Lämmerhirt als auch Vago, die zudem zur Installation von Luftbefeuchtern und häufigem Lüften rät. Ganz schlecht, weil austrocknend, seien aber zu häufige, zu warme Schaumbäder, kurzes Duschen mit anschließendem Einmassieren ölhaltiger Produkte in die nasse Haut hingegen eine Labsal für Winterhaut.

Wem all das zu anstrengend ist, der sollte aber zumindest Lämmerhirts Basistipp folgen: Die Nachtcreme vom Sommer einfach zur Tagescreme im Winter machen und niemals Geltexturen verwenden. Dann hat die Kälte Beißhemmung. (Karin Pollack, Rondo, DER STANDARD, 24.1.2014)

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