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HD 162826 verfügt um etwa ein Sechstel mehr Masse als unsere Sonne (im Bild), ist aber chemisch ähnlich aufgebaut.

Foto: APA/EPA/NASA/GSFC/STEREO

Mit freiem Auge ist HD 162826 im Sternbild Herkules nicht zu entdecken. Doch schon mit einem einfachen Feldstecher lässt sich der Geschwister-Stern der Sonne unweit der hellen Wega beobachten.

Grafik: Ivan Ramirez/Tim Jones/McDonald Observatory

Austin - So wie die meisten Sterne ist auch unsere Sonne vermutlich kein "Einzelkind". Aktuell gehen Astronomen davon aus, dass unser Heimatgestirn vor 4,6 Milliarden Jahren gemeinsam mit womöglich Tausenden anderen Sternen aus einer kollabierenden Gas- und Staubwolke hervorgegangen ist. Dabei entstand ein Sternhaufen, deren einzelne Mitglieder sich in nur wenigen hundert Millionen Jahren in alle Richtungen zerstreut haben. Nun jedoch hat ein Team von internationalen Wissenschaftern einen Stern identifiziert, der wahrscheinlich der selben Kinderstube wie die Sonne entstammt.

Ivan Ramírez von der University of Texas in Austin und seine Kollegen haben mit Teleskopen in Texas und Chile 30 mögliche Kandidaten für Sonnengeschwister genauer unter die Lupe genommen. Ihr Interesse galt speziell den Spektren der Sterne, die auf die jeweiligen chemischen Zusammensetzungen schließen lassen. Außerdem untersuchten sie die wahrscheinlichsten Bewegungsmuster der Sterne innerhalb der Milchstraße.

Dabei stießen sie auf den Stern HD 162826 im Sternbild Herkules in 110 Lichtjahren Entfernung. Der Stern verfügt über etwa 15 Prozent mehr Masse als die Sonne und ist mit freiem Auge nicht sichtbar. Die Bewegungsrichtung und die Mischung der chemischen Elemente weisen deutlich auf einen gemeinsamen Ursprung von HD 162826 und unserer Sonne hin. Vorangegangene Beobachtungen zeigten, dass der Stern vermutlich von keinen großen Gasplaneten umkreist wird. Kleinere, felsige Exoplaneten wollen die Forscher aber nicht ausschließen.

Wandernde Lebenskeime

Nach Ansicht der Astronomen würde die gemeinsame Herkunft die Chancen erhöhen, dass Geschwistersterne der Sonne von Planeten umkreist werden, auf denen Leben existiert. In der ersten Phase nach ihrer Geburt, also gleichsam noch in ihrer gemeinsamen Sternenwiege, könnten sie allein durch ihre große Nähe Bruchstücke von Protoplaneten ausgetauscht haben, die Lebenskeime trugen. "Dies sind gute Gründe, die Geschwister der Sonne als Schlüsselkandidaten für die Suche nach außerirdischem Leben zu betrachten," meint Ramírez. (tberg, derStandard.at, 17.05.2014)