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Foto: apa/epa/stringer

Wien – Grundsätzlich versteht man unter Hochbegabung ein individuelles Fähigkeitspotenzial für außergewöhnliche Leistungen in einem oder in mehreren Bereichen. Nach internationalen Erkenntnissen trifft diese Fähigkeit auf rund zwei bis drei Prozent aller Kinder zu.

Rund 80 Prozent dieser Hochbegabten sind nur in bestimmten Bereichen besonders befähigt, als "Multitalente" gelten 20 Prozent. Hochbegabte Kinder werden häufig als hyperaktiv, autistisch, verhaltensgestört oder altklug bezeichnet – mit allen negativen Folgen für deren weitere Entwicklung.

"Symptome"

"Symptome" für Hochbegabung sind bei Kindern etwa gutes Beobachtungsvermögen, schnelle und effektive Auffassungsgabe, für das jeweilige Alter unübliche Interessen, obsessives Verhalten bei einzelnen Interessen, frühe Abstraktions- und Übertragungsleistungen, besonderes Interesse an Buchstaben und Zahlen, besondere Fähigkeiten im Denken wie das Erfinden neuer Sprachen, kreatives Chaos, Perfektionismus, feinsinniger Humor, frühes logisches Denken, ein hervorragendes Gedächtnis, unablässiges Sprechen, kein Interesse an Routinetätigkeiten, eigenständiges Erlernen von Dingen, Lesen oder Rechnen schon im Kindergartenalter, besonderes Bedürfnis nach emotionaler Zuwendung, ausgeprägter Gerechtigkeitssinn, auffallend frühes Interesse an sozialpolitischen Themen, hohe Kritikfähigkeit, geringes Selbstwertgefühl, geringe Frustrationstoleranz und Schwierigkeiten beim Akzeptieren von Regeln und Ordnungen.

Verschiedene Ausprägungen

Diese Indikatoren müssen natürlich nicht alle gleichzeitig auftreten, da Begabungen verschieden ausgeprägt sein können. Am häufigsten dürfte sich der Gerechtigkeitssinn und der Sinn für Humor zeigen. Zur Stellung einer endgültigen Diagnose gibt es international anerkannte Intelligenztests.

Dem Schulsystem stehen derzeit mehrere Möglichkeiten zur Förderung von Hochbegabten offen. Öffentlichkeitswirksam äußert sich dies durch die Einrichtung eigener Schulen wie etwa der Sir-Karl-Popper-Schule in Wien-Wieden. Bemerkenswertes Detail: Bei den diversen Mathematik-, Naturwissenschafts- und Sprachwettbewerben landen deren Schüler zwar meist im Spitzenfeld, aber kaum ganz vorne. Das bedeutet, dass sich Hochbegabte vor allem auch in "normalen" Schulen "verstecken".

"Raising"

An diesen steht etwa das so genannte "Raising" zur Verfügung, bei dem Kinder die Möglichkeit haben, nach einem vorherigen psychologischen Gutachten Klassen zu überspringen und etwa die Volksschule statt in vier in nur drei Jahren zu absolvieren. Ein weiteres Element stellt das "Enrichment" dar, die Begabungsförderung durch eine vertiefte Auseinandersetzung mit dem Schulstoff: So läuft etwa an einigen Wiener Volksschulen ein Pilotprojekt, bei dem die Lehrer für jedes Kind ein individuelles Förderkonzept entwickeln.

In den meisten Landesschulräten gibt es Ansprechpartner und Einrichtungen für die Förderung Hochbegabter – in Salzburg besteht etwa ein Zentrum für Begabtenförderung und Begabungsforschung, das Kindern ab 15 Jahren als außerordentliche Studenten erste Gehversuche an der Uni anbietet. (APA)