Marion Kaukal (li). und Claudia Danzinger, Assistentinnen am Institut für Wirtschaftsinformatik der WU Wien |
Immer mehr Frauen drängen
in die ehemalige Männerdomäne Internet. In Amerika
sind sie drauf und dran, die
männlichen User zu überholen. Schon 2001 soll es so weit
sein und der Frauenanteil auf
führende 51 Prozent schnellen. (s.
Grafik
) Jupiter
Communications sagt für USA
für das Jahr 2003 einen weiblichen Part von 60 Prozent voraus.
Doch der rasante Aufholprozess der Surferinnen ist
kein amerikanisches Phänomen, Internetsurferinnen sind
international im Vormarsch:
"Frauen sind das am stärksten
wachsende Segment bei den
Internet-Nutzungen", stellt
Marion Kaukal, WU-Assistentin an der Abteilung Wirtschaftsinformatik fest und blättert eine Handvoll Studien hin, die ausnahmslos von
wachsenden Frauenanteilen im Netz ausgehen. In Österreich stellen die Frauen heuer
schon 40 Prozent aller 1,84
Mio. User.
Das ist ähnlich so viel wie der weibliche Anteil in Deutschland und Großbritannien, aber mehr als in der Schweiz mit 31 Prozent. Unschlagbar vorne liegen die Amerikanerinnen mit 46 Prozent.
"Das Internet zieht die Frauen an, es kommt ihrem Kommunikationsbedürfnis entgegen", führt die Wissenschafterin allgemeine Gründe an. Frauen kommunizieren gerne, am liebsten per E-Mail
oder in Chat-Rooms. Zudem kommen sie mit dem Chaos im Netz einfach besser zurecht. Einmal die Einstiegshürde überwunden, gelingt es ihnen
auch rascher, nützliche Infos herauszufischen. Frauen suchen im Netz verstärkt die Gemeinschaft, andere Menschen, mit denen sie praktische Erfahrungen austauschen können.
"Baut Beziehungen zu den
Frauen auf, bietet ihnen einen
Grund wiederzukommen. Unternehmen könnten das fürs Marketing nutzen", rät Claudia Danzinger, ebenfalls WU-Assistentin für Wirtschaftsinformatik allen virtuellen Anbietern.
"Frauen klicken sehr gern auf blinkende Werbe-Banner und schauen sich Produktwerbungen viel öfter und lieber an als Männer", fügt Danzinger hinzu. Den weiblichen Hang zu bunten Seiten erlebt sie in den Seminaren
mit den WU-Studenten. Während reine Burschengruppen nur fade Websiten konstruieren, "bringt schon eine einzige Frau in der Runde sofort Farbe
hinein".
Amerikanerinnen lieben das Shoppen im Web, japanische Userinnen nutzen das Web zum Arbeiten
Zwischen den Frauen gibt es durchaus Unterschiede. Bei den Amerikanerinnen ist das Einkaufen der große Hit. 53 Prozent der Telefonshopperinnen sind auf Kleider fixiert, dann erst kommen Bücher (45 Prozent) und CD’s oder Videos (24 Prozent). "73 Prozent der Online-Frauen greifen regelmäßig auf Produkt- und Service-Infos zurück", haben Nielsen/CommerceNet herausgefunden. Die durchschnittliche Online-Userin in den USA sei "eher verheiratet, in den Dreißigern und hat ein relativ
hohes Haushaltseinkommen".
Ganz anders schaut’s bei den englischen Userinnen aus. Hier sind es die berufstätigen Frauen mit mittlerem Einkommen, die - auf der Schwelle zum Vierziger - fast schon süchtig im Internet chatten und mailen. Laut Studie der University of Hertfordshire sind die jungen Engländerinnen anders: sie kaufen lieber Bücher, CD’s und suchen nach Informationen für die nächsten Ferien.
Die Japanerinnen (35 Prozent Anteil) nutzen das Internet, um von zu Hause aus zu arbeiten oder sich damit selbstständig zu machen. "Geschäft ist ein Spiel, lasst uns zusammenspielen", lautet der
Schlachtruf von Yumi Kasamatsu, einer Web-Unternehmerin, geschiedene Frau mit zwei Kindern. In Saudi-Arabien haben es die Frauen schon
geschafft, mit einem Anteil von 60 Prozent sind sie in der Überzahl. "Für sie ist es eine Möglichkeiten, ihren Wissensdurst zu stillen, ohne von Traditionen eingeschränkt zu sein", zählen Kaukal und
Danzinger auf. Auch die saudiarabischen Frauen versuchen übers Netz ins Geschäft zu kommen. Der Hang zum Netz kommt nicht von ungefähr, eigene Internet-Cafes und eigene Ausbildungszentren erleichtern den Einstieg.
Mehr für den Beruf zu lernen ist ein Hauptmotiv, warum deutsche und österreichische Frauen sich ins weltweite Netz einklinken. In Salzburg
startete das Projekt "Computer für Bäuerinnen", mit viel Erfolg. Eine Analyse im Bildungshaus St. Virgil im Herbst zeigte aber deutlich, dass die Bäuerinnen das Netz nicht nur zu geschäftlichen Zwecken
benutzen wollen, sondern auch, um sich allgemein besser zu bilden.
Auch in Österreich werden die Frauen massiv aufholen
Noch ist der typische User in Österreich männlich, zwischen 20 und 40, mit hoher Bildung und überdurchschnittlichem Verdienst (Austrian Internet Monitor der Marktforschungsinstitute Fessel-GfK und Integral), konstatiert vor einem Jahr. Der Einkauf via Internet steckt
noch in den Kinderschuhen.
Doch das wird sich ändern, die Österreicherinnen werden verstärkt ins Netz gehen. "In den nächsten Jahren wird’s auch in Österreich kippen", traut sich das Forscher-Duo zu prognostizieren. Es wird aber sehr stark davon abhängen, wie billig die Computer zu kaufen sein werden.
Wichtig sind auch noch Schulungsinitiativen. Vereinzelte Initiativen sind schon geboten: kostenlose Internet-Cafes für Frauen in verschiedensten Bezirken Wiens (sechs bis neun, zwölf und 15
- 17) bzw. das mobile Internetschulungsangebot des ABZ und ein Gratis-Internetcafe in
Graz.
Das Interesse der Frauen wäre enorm: Als 101 deutsche Städte im Herbst kostenlose Einschulungsseminare anboten, haben sich für die 12.000
Seminarplätze nicht weniger als 30.000 Frauen beworben.
(Lydia Ninz)