Trail-, Berg- oder Geländelaufen ist in der immer noch boomenden Laufszene gerade das große Ding. Auch wenn die Marketingabteilungen diverser Equipmenthersteller übertreiben: "Traillaufen", hört man da, "ist das neue Wandern".

Foto: Thomas Rottenberg

Laufen am Grat mit Schwindelgefühl? Keine gute Idee!

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Natürlich sind die Übergänge fließend. Weil es kaum jemanden gibt, der tatsächlich die gesamte Zehnkilometerstrecke auf der Turracher Höhe laufend zurücklegt, obwohl deren 500 Höhenmeter nicht unbedingt als "hammerhart" gelten. Nicht unter Freizeit-Trailläufern und schon gar nicht unter Berglauffreaks. Nur: Der Lauf vom Turrachsee auf den Schoberriegel ist ein bisserl "gfeanzt" - weil er so gemütlich beginnt und vor allem Anfänger in Versuchung führen könnte, sich zu übernehmen.

Die Marketingabteilungen übertreiben

Trail-, Berg- oder Geländelaufen ist in der immer noch boomenden Laufszene gerade das große Ding. Auch wenn die Marketingabteilungen diverser Equipmenthersteller übertreiben: "Traillaufen", hört man da, "ist das neue Wandern". Der Weg dorthin ist wohl noch weit, aber zumindest nicht nur mit Werbung, sondern auch mit Angeboten gepflastert.

Auf der Turracher Höhe sind derzeit fünf Höhen- und Berglaufrouten als solche ausgeschildert. Ja eh: Natürlich kann man auch gewöhnliche Wanderwege belaufen. Bloß sind dezidiert gekennzeichnete Trailruns gerade für Einsteiger ein guter Service: Das Gefühl für Höhe, Steigung, Bodenbeschaffenheit oder Ausgesetztheit (Laufen am Grat mit Schwindelgefühl? Keine gute Idee!) sollte man nicht nach der Trial-and- Error-Methode erlernen.

Der Unterschied zwischen Berglaufen und Bergschnaufen

Und genau diesen Service bieten die von Touristikern und dem Laufcamp-Organisator Thomas Krejci markierten Routen auf der Turracher Höhe: Zwei sind kurz und leicht, zwei mittel- und eine schwer, aber trotzdem zu schaffen. Und dann gibt es da noch die Runde auf und über den Schoberriegel.

Auf dieser Strecke bringt Krejci, der hier mit den kenianischen Laufguides seines Vereines Run Together einwöchige Berglaufcamps abhält, Läufern den Unterschied zwischen Berglaufen und Bergschnaufen bei.

Auch für Wanderer steil

Die ersten vier Kilometer geht es auf der Schoberriegelrunde fast brettleben dahin, vom Turrachsee in Richtung Grünsee. Auch wenn manche Städter schon auf 1.760 Metern die Höhe spüren, geht das. Gut. Sehr gut sogar.

Aber dann geht es rauf: 460 Höhenmeter auf drei Kilometer lassen selbst Autoren von Wanderführern warnen: "Achtung, steil!" Und deshalb verschwimmen dann die Grenzen zwischen Wandern, Spazieren und Laufen.

Vorteil auf der Turrach: Man sieht mehr

Auf der Turrach hat das Gehen - neben dem Runterholen des Pulses vom Plafond - einen enormen Vorteil: Man sieht mehr. Denn das Panorama rechtfertigt jeden Verschnaufer: Der Blick schweift über Kornock und Rinsennock, Turrachsee, Grün- und Schwarzsee und das steirisch-kärntnerische Grenzgebiet.

Zum Glück verliert sich bei diesem "Ins Land einischaun" die Infrastruktur, die einst auch von gelangweilten britischen Soldaten errichtet wurde und zum Aufschwung der Gegend als Tourismusregion führte. Heute stehen dort ein paar Liftanlagen, lose um die Seen verstreute Apartmenthäuser und der "Nocky-Flitzer", eine Ganzjahresrodelbahn.

Berge ohne Ballast

Zu lange sollte man dennoch nicht stehen bleiben. Denn das ist einer der Unterschiede zwischen Laufen und Wandern: Was einmal nasskalt ist, wird nie wieder warm - aber Auskühlen am Berg ist keine gute Idee. Schon gar nicht, wenn man Gewicht sparen will. Und mit Ballast wird bekanntlich nur beim Bundesheer gejoggt.

Großes Gepäck ist auf dieser Laufrunde jedenfalls unnötig, denn selbst bei lockerem Tempo braucht man für die zehn Kilometer kaum mehr als eineinhalb Stunden. Während die Wanderer beim Gipfel gerade die Jause auspacken, sitzen die Läufer schon wieder - geduscht - am Turrachsee und diskutieren, ob Berglaufen tatsächlich "das neue Ding" ist oder einfach nur ein weiteres. (Thomas Rottenberg, Album, DER STANDARD, 23.08.2014)

Linktipp: Wo Kärnten und Kenia zusammenlaufen