Wo ist sie bloß hin, die hohe Salzburger Kunst des aggressiven Fußballspiels, von der selbst die "New York Times" im März noch schwärmte? Im schwedischen Malmö sah man sie am Mittwochabend jedenfalls nicht. Zeitgleich mit dem schon üblichen Ausscheiden der Bullen qualifizierte sich deren Extrainer Roger Schmidt mit Bayer Leverkusen gegen den FC Kopenhagen souverän für die Champions League. Nach sieben Treffern in zwei Spielen huldigen deutsche Medien bereits dem großen "Pressing-Prediger". Bewunderer können also beruhigt sein: Das beeindruckende Spiel der Salzburger ist über den Sommer nicht verschwunden, es ist jetzt nur woanders.

"Malmö wird uns erst schlagen müssen", hatte Adi Hütter selbstbewusst gesagt. Besonders schwer fiel es den Hellblauen nicht. Das war nicht nur der körperlichen Präsenz und dem begeisterten Publikum der Schweden, sondern auch der experimentierfreudigen Aufstellung des Salzburger Trainers geschuldet. Als die Fehler in der Pause korrigiert wurden, war es bereits zu spät. Unter der Last des drohenden Fiaskos konnten die Salzburger ihrem eigenen Anspruch nicht mehr gerecht werden. Ein psychologisches Kammerspiel im Swedbank-Stadion.

Man muss nicht Nostradamus heißen, um die nachhaltige Wirkung der Niederlage zu erahnen. Der Hauch von Euphorie wird wieder verfliegen, das Publikum ausbleiben und der Stempel des Verlierers ein weiteres Jahr haften. Die Europa League verspricht nur geringe Linderung. So charmant Lavanttal-Arena und Südstadt auch sind, ambitionierte Kicker wie Kevin Kampl werden unter diesen Umständen nicht mehr ewig in der österreichischen Liga zu halten sein. Sadio Mane war nur der Anfang. Der Schwung der Ära Schmidt ist im entscheidenden Moment verebbt, Hütter konnte das Werk nicht vollenden. Nun fängt die eigentliche Arbeit des Trainers erst an. Es ist Aufbauarbeit. (Philip Bauer, DER STANDARD, 29.8.2014)