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Zankapfel sind die Syndikatsverträge zwischen den "Krone"-Gesellschaftern.

Foto: APA/Pfarrhofer

Essen/Wien - Die deutsche Funke-Gruppe (früher WAZ) hat laut "Handelsblatt" die in den Gesellschaftsverträgen von 1987 festgelegten Vorrechte der Dichands bei der "Kronen Zeitung" gekündigt. Nur: so einfach geht das einseitig nicht, heißt es bei der anderen Seite. Die Erben von Gründer Hans Dichand werden nicht freiwillig etwa auf an die zehn Millionen garantierten Gewinn pro Jahr für die Familie Dichand verzichten. Das ist das wohl wichtigste Sonderrecht in den Verträgen, jedenfalls ein wirtschaftlich sehr gewichtiges.

Die Funke-Gruppe versuche nun, die Sonderregeln für die Dichands aufzukündigen, präzisiert ein Mensch mit Einblick in die Auseinandersetzung auf STANDARD-Anfrage: Die Funke-Gruppe probiere es, Familie Dichand gehe wohl dagegen vor. Wären die Regelungen so einfach und einseitig zu kündigen, dann wäre die Funke-Gruppe wohl in dem mehr als ein Jahrzehnt dauernden Streit über diese wohl hoffentlich schon früher auf die Idee gekommen. Mit einem aufwändigen Rechtsstreit ist zu rechnen.

Ab 2017

Konkret geht es um die Syndikatsverträge zwischen den "Krone"-Gesellschaftern. Die Verträge im Krone-Kurier-Konglomerat Mediaprint, an beiden Titeln ist die Funke-Gruppe beteiligt, sind 2017 kündbar, wie DER STANDARD etwa vor vier Wochen berichtete - das freilich nicht ganz einfach.

Das "Handelsblatt" berichtet nun, die Funke-Gruppe habe herausgefunden, "dass sich die Teile der Verträge, in denen die Sonderrechte der Dichands festgeschrieben sind, nach Ablauf von 28, spätestens aber nach 30 Jahren kündigen lassen". Das habe die Funke-Gruppe jetzt getan, schreibt die Zeitung unter Berufung auf "mehrere unabhängigen Quellen aus dem Kreis der Gesellschafter": Die Syndikatsverträge seien "zum 30. Juni 2015 beziehungsweise zum nächstmöglichen Termin gekündigt, spätestens aber zum 30. Juni 2017".

Syndikatsverträge regeln übrigens etwa auch, wie die "Krone"-Gesellschafter in der Mediaprint zu stimmen haben. Auch da würde ein Ende der - übrigens schon einmal von der Funke-Gruppe ausgesetzten - Syndikatsverträge den deutschen Gesellschaftern mehr Spielraum einräumen.

Es ist wieder einmal angerichtet

Die Verträge sehen für Konflikte der Gesellschafter ein Schiedsgericht nach Schweizer Recht vor, und sie haben solche Gerichte im langen "Krone"-Konflikt schon mehrfach bemüht. Diesmal könnten aber ordentliche Gerichte zum Einsatz kommen, sagt der Kenner der Lage.

Garantierter Gewinn

Das Sonderrecht garantierter Gewinn sieht vor, dass Gründer Hans Dichand und nach ihm die Familie rund 740.000 Euro im Monat (die Zahl stammt allerdings aus den 2000-er Jahren), also an die neun Millionen im Jahr als garantierter Gewinn zustehen. Unabhängig von den tatsächlichen Gewinnen der "Krone" beziehungsweise ihrem Anteil aus dem gemeinsamen Verlag mit dem Kurier, der Mediaprint.

Die Gewinne der Mediaprint gehen zu 70 Prozent an die Krone und zu 30 Prozent an den Kurier. Die Mediaprint wies 2012 nur 2,1 Millionen Überschuss aus, 2013 dann 7 Millionen Euro. Die decken den garantierten Gewinn der Dichands nicht ab. Dann muss laut Verträgen die Funke-Gruppe für den Garantiegewinn aufkommen. Darüber stritten Funkes und Dichands in den vergangenen Jahren vor Gericht.

Das "Handelsblatt" taxiert die "Erlöse" der "Krone" mit 260 Millionen im Jahr - was Menschen mit Einblick so nicht bestätigen wollen. Die Mediaprint insgesamt jedenfalls setzte 2012/13 rund 434 Millionen um.

Redaktionelle Hoheit

Die österreichischen Gesellschafter haben auch Vorrechte bei der Besetzung der Redaktion - sie müssen etwa von der Funke-Gruppe nominierte Chefredakteure (derzeit Georg Wailand neben Herausgeber Christoph Dichand) abnicken.

Fifty-Fifty

Dichands und Funke halten je 50 Prozent an der "Kronen Zeitung". Die Krone hält 50 Prozent am gemeinsamen Verlag Mediaprint. Die andere Hälfte gehört dem "Kurier", an dem knapp mehr als 50 Prozent Raiffeisen hält, etwas weniger die Funke-Gruppe.

Die Gewinngarantie über einen hohen einstelligen Millionenbetrag bekam Gründer Hans Dichand, nach seinem Tod steht der Garantiegewinn seiner Witwe Helga Dichand zu und in der Folge seinen Kindern Michael, Johanna und Christoph.

Hans Dichand starb im Juni 2010 - und ist laut Firmenbuch noch immer Besitzer von 50 Prozent an der "Krone". Das deutet darauf hin, dass das Erbe - unter anderem eine gewaltige Kunstsammlung etwa mit Klimts "Danae" - noch nicht geregelt ist.

Verkaufshoffnung

Das Handelsblatt spekuliert (wohl nach den Überlegungen der Funkes), dass mit der Kündigung der Vorrechte die Funke-Anteile wertvoller werden - und dass die Dichands ohne Vorrechte ihre 50 Prozent verkaufen könnten.

Vor einem Monat zitierte der "Spiegel" wie berichtet einen ungenannten Funke-Manager, der sich einen Verkauf der WAZ-Anteile an der "Krone" vorstellen konnte.

Gebote beider Seiten für die 50 Prozent der jeweils anderen verliefen in den vergangenen Jahren meist im Sand. Kolportiert wurden vor Jahren 200 Millionen Euro als Untergrenze für Funkes Verkaufsbereitschaft - die Dichands sollen damals 100 bis 160 Millionen geboten haben, woraufhin die Funke-Gruppe anbot, zu diesem Preis die Hälfte der Dichands zu übernehmen.

"Kurier"-Gesellschafter und Mediaprintpartner Raiffeisen - die Medienholding dort führt Ex-Generalanwalt Christian Konrad - wird stets Interesse an den 50 Prozent nachgesagt. Um eine Raiffeisen-Beteiligung zu verhindern, gab es schon vor einigen Jahren Strategiesitzungen der SPÖ mit dem heutigen Medienminister Josef Ostermayer in der Wiener Städtischen; als Finanzierungspartner war damals die Erste Bank im Gespräch. Als mögliches Vehikel für einen Kauf wurde dort etwa der Bohmann-Verlag gehandelt. (fid, derStandard.at, 5.10.2014)