Das Unmögliche ist nun doch passiert. Eine spanische Krankenpflegerin hat sich bei der Behandlung von Ebola-Patienten in Madrid angesteckt. Wie, das weiß Gesundheitsministerin Ana Mato nicht. Ebenso wenig, wer noch mit der Patientin Kontakt hatte. Nach sechs Tagen mit hohem Fieber forderte die Betroffene vergeblich, auf die oft tödlich verlaufende Infektion getestet zu werden. Anstatt sie umgehend stationär zu behandeln, hat man sie beurlaubt und zu ihrem Ehemann nach Hause geschickt.

Zu viel ist hier schiefgegangen, kritisieren Krankenpflegergewerkschaften, Opposition und EU-Kommission. Sie fordern lautstark Matos Rücktritt. Doch die Meisterin der Vogel-Strauß-Taktik stellt sich taub.

Während weitere Verdachtsfälle die Bevölkerung massiv beunruhigen, macht sich Verunsicherung selbst unter dem medizinischen Personal breit. Es fordert sogar landesweite Proteste in den Krankenhäusern.

Zwar räumt das Ministerium jetzt ein, dass möglicherweise Fehler gemacht wurden. Aber das ist nicht genug. Mehr Transparenz und Ehrlichkeit sind bei der Aufklärung gefordert. Doch nach dem Kahlschlag im Gesundheitssystem und der überhasteten Rücküberstellung zweier mit Ebola im Endstadium infizierter Missionare aus Sierra Leone und Liberia, die beide wenige Tage später verstorben sind, ist die Kapazität der spanischen Regierung, diese Krisensituation zu lösen, jedenfalls stark anzuzweifeln. (Jan Marot, DER STANDARD, 8.10.2014)