Tomas Zierhofer-Kins Bestellung zum neuen Festwochen-Intendanten atmet die klare Luft kommunaler Entschlusskraft. Sein Wirken ist auf fünf Jahre beschränkt. Innerhalb dieser klug gewählten Frist soll nicht nur die Stadt in einen kulturellen "Ausnahmezustand" versetzt werden.

Die Ambition zielt auf Höheres: Ein Paradigmenwechsel ist gefragt. Endgültig für beendet erklärt wird das Zeitalter der Kulturtempel. Die aus guten Gründen getroffene Einteilung in Oper und Schauspiel soll hinfällig werden. Vorbei auch die klare Unterscheidung von Zentrum und Peripherie. Der Hochkultur, diesem Schrecken aller Kuratoren, wird von der neuen Festwochen-Leitung das Totenglöckchen geläutet. Die programmatische Ausrichtung, für die das Festival eine Ewigkeit lang stand, soll rückständig sein.

Die zuständigen Politiker, allen voran Stadtrat Andreas Mailath-Pokorny und Festwochen-Präsident Rudolf Scholten, scheinen ihr eigenes Festival zuletzt nur noch als "Käfig" wahrgenommen zu haben. Tomas Zierhofer-Kin, ein erfahrener Festivalleiter, bringt eine unschätzbare Kompetenz aus Krems nach Wien mit. Er hat gezeigt, wie man sich trotz sparsamen Zuspruchs bei Minderheitenprogrammen den Ruf höchster Geistesgegenwart erwirbt. Unklar bleibt vorerst, womit er sich - ohne Spartendirektoren - die szenische Expertise erarbeiten will. Nichts ist in Wahrheit altmodischer als ein Festival voll leergespielter Häuser. (Ronald Pohl, DER STANDARD, 20.11.2014)