Im Dezember hat der Winter meist seine erste Stippvisite in den Ostalpen absolviert. Zum Wandern liegt dann zu viel, für Skitouren noch zu wenig Schnee. In diesem Fall ist es eine gute Idee, die Schneeschuhe aus dem Keller zu holen. Auf den robusten Tretern in Schuhgröße 85 stört der eine oder andere Steinkontakt weniger als am Skibelag.

Ein Blick von der Gaipahöhe
Foto: Uwe Grinzinger

An der Wende vom Herbst zum Winter lohnt eine Schneeschuhtour ganz besonders rund um die Blutige Alm in Kärnten. Die aussichtsreiche Kammwanderung verläuft quasi an der Nahtstelle der Biosphärenparks Lungau und Nockberge. Haben die Bergbahnen Innerkrems – momentan ohnehin insolvent – ihren Winterbetrieb noch nicht aufgenommen, herrscht hier wohltuende Stille.

Das war nicht immer so: Auf der Blutigen Alm sollen sich Slawen und Bajuwaren während der Völkerwanderung eine verlustreiche Schlacht geliefert haben. Andere dagegen führen den martialischen Ortsnamen eher auf Almrausch und Heidelbeeren zurück, die die Almböden in verschiedenen Rottönen färben.

Zahme Alm mit drei Nocken

Fix ist: Heute gibt sich die Alm mit dem bedrohlichen Namen recht zahm. Ebenso die umrahmenden "Nocke", über die diese Schneeschuhwanderung führt: Matehans-, Zechnerhöhe und Gaipahöhe. Wer unterwegs feststellen muss, dass die Kondition für rund 700 Höhenmeter nicht reicht, hat mehrmals Gelegenheit abzubrechen und über Skipisten rasch wieder zum Ausgangspunkt zu gelangen.

Die Route: Wir starten am Parkplatz Nummer 5 – "Naturerlebnis Donnerschlucht" – am östlichen Ortsende von Innerkrems (1.580 m). Unmittelbar vor der Brücke über den Kremsbach nach links auf eine Straße – blaue Tafel "Donnerschlucht". Auf dieser Straße zum Eingangsbereich der Schlucht, links an dem grünen Metallgatter vorbei und rund 100 Meter weiter über eine markante Linkskurve – und nicht geradeaus weiter Richtung Schönfeld – auf eine Almstraße. Auf ihr geht es in mehreren Kehren zur Jagglbaueralm (1.720 m).

Schneeschuhe sind derzeit das ideale Fortbewegungsmittel auf der Blutigen Alm.
Foto: Uwe Grinzinger

Von der oberen Hütte wandert man auf einem Karrenweg rund 150 Meter nach Nordosten bis zu einer scharfen Linkskurve. Von dort geradeaus – in nordöstlicher Richtung – weiter auf einen schmalen Karrenweg, der sich bald im Gelände verliert. Danach verläuft die Route Richtung Nordosten aufwärts zu einem Zaun mit einem Durchgang, danach etwas steiler nach links zu einem weiteren Zaun mit Durchgang. Unmittelbar dahinter geht es durch ein kleines Tal zu den Hütten der Greiseneckalm (1.820 m). Vom Almkreuz neben der Hütte gelangt man auf einem Karrenweg sanft ansteigend nach Nordosten bis auf den Südostrücken der Matehanshöhe und vorbei an einer alten Schlepplift-Bergstation bis zum Gipfel (2.086 m).

Bis zur Gaipahöhe

Nun geht es entlang eines Zaunes weiter, kurz bergab, über die folgende Kuppe und über den nächsten Zaun – Überstieg – zu einer Lifthütte . Danach immer am breiten Rücken im weiten Linksbogen bis auf die Zechnerhöhe (2.188 m; knapp unterhalb liegt die Lift-Bergstation). Über den Südwestrücken in einen Sattel und auf dem Südostrücken bis zur Gaipahöhe (2.192 m). Von hier aus geht es zurück in einen Sattel, dann in südöstlicher Richtung über die Böden der Blutigen Alm – immer den Speicherteich (1.870 m) neben der Doppelseilbahn "Blutige Alm" anvisieren.

Vom westlichen Teichufer verläuft der Weg ziemlich eben südwestlich zu einer Hütte und einer Glocke mit Schindeldach. 20 Meter danach folgt man der gelben Wegtafel "Innerkrems". Nun immer am Rande der Skipiste – Achtung Skifahrer! – hinunter zur Talstation der Doppelseilbahn "Blutige Alm" in Innerkrems. Von dort nach links weiter auf der Asphaltstraße rund 600 Meter zurück bis zum Ausgangspunkt. (Uwe Grinzinger, DER STANDARD, 27.12.2014)