Die nach dem Bildhauer Josef Thorak benannte Straße im Salzburger Stadtteil Aigen war wiederholt Anlass für Debatten. Thorak avancierte im Dritten Reich zum Lieblingsbildhauer von Adolf Hitler.

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Salzburg – Ab Mitte November werden in der Stadt Salzburg die ersten Zusatztafeln bei jenen Straßen, Gassen und Plätzen montiert, die nach Personen benannt sind. In Kurzform sollen Einheimische und Besucher so über Herkunft und Bedeutung des Namens aufgeklärt werden.

Auf einer eigenen Homepage wird für Interessierte dann eine umfangreichere Biografie auf Deutsch und Englisch nachzulesen sein. Dort soll auch der historische Kontext der Benennung dargestellt werden, da die personellen Straßennamen auch kulturgeschichtliche Quellen darstellen.

Sie geben Auskunft über die Personenverehrung ihrer Entstehungs- beziehungsweise Benennungszeit. Ein Beispiel dafür ist der ehemalige Heuwaagplatz bei der Pferdeschwemme. Er war als Sigmundsplatz lange Zeit nach Erzbischof Sigismund von Schrattenbach benannt. Seit 1991 trägt der Platz den Namen des Dirigenten Herbert von Karajan.

Kaum Frauen geehrt

Das vom Kulturamt und dem Stadtarchiv geleitete Projekt dürfte in rund zehn Jahren abgeschlossen sein. In einem weiteren Schritt sollen dann auch von ehemaligen Flurnamen oder längst verschwundenen Gebäuden abgeleitete Straßenbezeichnungen erläutert werden.

Von den insgesamt 1144 bezeichneten Verkehrsflächen in der Stadt tragen mehr als die Hälfte personenbezogene Namen. 529 davon sind Männer, in nur 25 Fällen wird die Erinnerung an Frauen wachgehalten. 65 Straßen und Plätze sind Personengruppen gewidmet; oftmals handelt es sich dabei um Bürgerfamilien aus Salzburg. Die inhaltliche Formulierung obliegt einem Expertenbeirat, dem Vertreter der Universität, der Archive von Stadt und Land sowie der NS-Experte Gert Kerschbaumer angehören.

NS-belastete Personen

Die Benennung nach mit dem NS-Regime verstrickten Personen gehört zu den heikelsten Fragen, die die Experten zu lösen haben. Die Bürgerliste hat ebenso wie antifaschistische Gruppen wiederholt die Umbenennung einzelner Straßen verlangt. Darunter beispielsweise die nach dem NS-Bildhauer Josef Thorak und dem Musikkritiker Heinrich Damisch benannten Straßen. Mit der Nennung sei immer auch eine Würdigung verbunden, wird argumentiert.

Bürgermeister Heinz Schaden (SPÖ) hält davon wenig. Er will problematische Lebensläufe "beim Namen nennen" und nicht "die Leute zum Verschwinden bringen". Schaden gibt aber auch zu, dass dahinter eine pragmatische Überlegung steckt: Umbenennungen seien bei den betroffenen Anrainern und Inhabern der Adressen "höchst unbeliebt". (Thomas Neuhold, 22.10.2015)