Wien – Das Institut für Höhere Studien (IHS) kritisiert neue Regelung für Hausapotheken. In einer Aussendung am Freitag führt es eine "Ausdünnung der Vollversorgung in der Peripherie" als mögliche negative "Nebenwirkung" ins Treffen: Hausapotheken seien meist nicht so gut sortiert wie öffentliche Apotheken. Andererseits wird auch vor dem "Überverordnen" von Medikamenten gewarnt.

Den Ärzten die Abgabe von Arzneimitteln zu übergeben habe, in "Regionen ohne Überlebensfähigkeit einer öffentlichen Apotheke" Sinn, also, wenn die Hausapotheke eine "bloße Surrogat-Funktion" übernehme. Mit der vor einem Monat präsentierten neuen Regelung aber verfolge die Politik ein anderes Ziel, nämlich, den Landarzt-Beruf attraktiver zu machen. Und das hält das IHS für keine gute Idee bzw. "suboptimal".

Gefahr des Interessenskonflikts

Denn damit würden für die Ärzte monetäre Anreize für eine sogenannte angebotsinduzierte Nachfrage gesetzt: "Die Folge kann ein 'Überverordnen' von Arzneimittel zu Lasten der öffentlichen Gesundheitsausgaben sein." Die Stärkung der medizinischen Versorgung in weniger dicht besiedelten Gebieten sei zu befürworten, allerdings sollte man Land-Ordinationen lieber durch "nichtmonetäre Anreize" sowie "innerhalb des Honorarsystems" aufwerten, anstatt die ärztliche Nebeneinkünfte aufzustocken. Denn das könnte "zu Interessenskonflikten" führen.

Außerdem könnten Hausapotheken nicht das gleiche Sortiment bieten wie öffentliche Apotheken. Damit seien sie "versorgungstechnisch unterlegen", worauf die ländliche Bevölkerung erst recht wieder auf öffentliche Apotheken angewiesen sei – "auch wenn diese sich nicht in ihrem eigenen Wohnort befinden".

Die könnten aber mittelfristig weniger werden, da das geplante Gesetz "die Arzneimittel-Infrastruktur zu Gunsten der Hausapotheken verschieben" könnte, befürchtet das IHS: "Der Versorgungsgrad von bspw. seltenen und teuren Arzneimittel (sog. "Hochpreiser") würde sich dadurch paradoxerweise verringern. Vor allem denjenigen Regionen mit zukünftigem Bevölkerungswachstum droht eine suboptimale Arzneimittelversorgung." (APA, 15.4.2016)