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70 Prozent der Arbeitnehmer sind in der Freizeit, 66 Prozent abends und sechs von zehn sogar im Krankenstand permanent erreichbar.

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Immer mehr Arbeitnehmer sind ständig erreichbar – auch in der Freizeit, im Urlaub oder im Krankenstand. Laut Arbeiterkammer Niederösterreich stehen die Erreichbarkeit und ein starker Anstieg psychischer Belastung in direktem Zusammenhang. "Ständige Erreichbarkeit macht krank, es braucht daher klare Regelungen", fordert der niederösterreichische AK-Präsident Markus Wieser. Eine Studie habe ergeben, dass 70 Prozent in der Freizeit, 66 Prozent abends und sechs von zehn sogar im Krankenstand permanent erreichbar seien. Die Studie wurde gemeinsam mit der TU Wien durchgeführt. Befragt wurden 754 Personen aus der Dienstleistungsbranche.

"Die mobilen Kommunikationsmittel wie Handy und Laptop ermöglichen eine dauerhafte Erreichbarkeit der Arbeitnehmer und machen ein Rund-um-die-Uhr-arbeiten möglich", schreibt die AK in einer Aussendung. Die Folgen seien vor allem erhebliche gesundheitliche psychische Auswirkungen.

Mehr Erreichbarkeit – mehr Erkrankungen

Die Studie der AK hat ergeben: Der Anteil der Beschäftigten mit Depressionserscheinungen liegt bei jenen, die in ihrer Freizeit nicht oder kaum erreichbar sind, bei 11,3 Prozent. Bei Beschäftigten mit einem hohen Maß an Erreichbarkeit liegt dieser Wert bereits mehr als doppelt so hoch (24 Prozent).

Im Sinne der fairen Bezahlung für korrekte Arbeit sei es wichtig, so die AK, konsequent gegenzusteuern, wenn die Arbeit in die Freizeit verlagert wird. "Es braucht klare finanzielle Regelungen dafür, wie Erreichbarkeit in der Freizeit für die Beschäftigten abgegolten wird (Überstunden, Rufbereitschaft)", sagt Wieser. Außerdem müsse die psychische Belastung in den Betrieben verringert werden, denn obwohl diese seit 2013 verpflichtend evaluiert werden müsse, kämen dieser Verpflichtung viele Betriebe nicht nach.

"Anfang 2015 hatte nur jeder fünfte Betrieb diese Erhebung durchgeführt. Daher braucht es eine Meldepflicht der Unternehmen zur Durchführung, eine entsprechende Datenerfassung und den flächendeckenden Einsatz von Arbeitspsychologen", so die AK.

"Es braucht gesunde Arbeitsplätze"

Flexibilisierung und Gesundheitsgefährdung der Arbeitnehmer stehen in engem Zusammenhang, heißt es in der Aussendung. Lange und unstrukturierte Arbeitszeiten seien die Hauptursache bei arbeitsbedingten, psychischen Erkrankungen wie Burn-Out. "Wenn den Arbeitnehmern immer wieder gesagt wird, dass sie länger arbeiten sollen, dann braucht es dazu auch gesunde Arbeitsplätze, die die Arbeitnehmer nicht krank machen", sagt Wieser.

Er fordert daher die gesetzliche Verpflichtung zur Betrieblichen Gesundheitsförderung und eine Erstellung eines geeigneten Maßnahmenkatalogs, um psychischen Erkrankungen besser entgegenwirken zu können. (red, 18.4.2016)