Foto: Andreas Stockinger
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Grafik: der Standard

Wien – Das ist einmal ein Auto. So viel Platz, so praktisch, auch schön, unauffällig, brav, fast bieder. Eine seriöse Familienkutsche. Endlich kehrt Vernunft ein. Ulli nickte anerkennend. Bis ich den Motor anließ. Erst ein heiseres Fauchen, dann ein böses Grollen. Es war nicht zu überhören.

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Ulli war wie vom Donner gerührt, im wahrsten Sinn des Wortes. Sie blickte irritiert um sich. "Was ist das?" Der Motor fing sich in einem unregelmäßigen Brabbeln. Der Wagen bebte, und wir mit dem Wagen. "Was ist das!" Das Wabern aus vier Litern Hubraum durchdrang den Innenraum des Mercedes. Acht Zylinder stampften auf und ab. Der Wagen war im Stillstand kaum zu bändigen, zog und zerrte am Lenkrad. Ich lachte blöde, die pure Verlegenheit: "Äh, AMG?"

Das Gurgeln von 476 PS

Erst als ich vor den Augen der feixenden Nachbarskinder an den Ohren aus dem Wagen gezogen worden war, konnte ich zu einer ernsthaften Erklärung ansetzen. AMG ist die sportliche Tochter von Mercedes, die macht die Autos ein bisschen flotter. In dem Fall reden wir von 476 PS. Ja, wirklich. Und ja, der ist schon wirklich schnell.

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Aber hat auch viel Platz hinten für die Einkaufstaschen, das Gepäck, den Kinderwagen. Und bei 250 km/h wird abgeregelt, da ist Schluss. Eh blöd. Aber die Entriegelung mit dem Performancepaket kostet extra. Der ginge dann fast 300 km/h, aber nein, da hast du völlig recht, wer braucht denn so was! Wir sind mit 130 km/h völlig zufrieden, vielleicht 145? Blöd nur, dass die so schnell erreicht sind, man braucht nur bis vier zählen und ist schon auf hundert.

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Zweiter Anlauf, fauch und brüll, die Kinder applaudieren, Ulli hält sich mit ausgestreckten Beinen den Motor vom Leib und verstärkt mit den Armen die Dachstreben.

Mit einem Satz sprangen wir aus der Parklücke. Hätte sich Ulli nicht festhalten müssen, hätte es an dieser Stelle die erste Kopfnuss gegeben, die erste von vielen.

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Natürlich kann man mit diesem C-Klasse-Kombi auch rollen. Aber nur schwer. Die Siebenstufenautomatik ist von einer reizenden Umgänglichkeit, aber irgendwie wird der Wagen immer schneller, und in forciertem Betrieb ist der Wagen schneller, als man denken kann. Insgesamt ist er ein Quell der Freude, wenn auch nicht der von Ulli. Und da reden wir noch nicht vom deaktivierten ESP: Da ist dann die Hölle los, wenn man erst einmal die oberen Drehzahllagen betritt. Und wenn man nur daran denkt, steht der Wagen schon quer. Aber das ist jetzt nur so dahingesagt, weil dieses Hereinprasseln von Kopfnüssen mag man sich nicht ausmalen.

Der Pferdefuß

Die Wahrheit ist nämlich: Das ist der Lieferwagen des Teufels, und kaum hat man sich hineingesetzt, hat man einen Kontrakt mit diesem unterschrieben, seine Seele verkauft – und ist aus dem Gasfuß ein Pferdefuß geworden. (Michael Völker, 25.7.2016)