Einer Studie zufolge beeinflusst Arbeitslosigkeit nicht nur das Wohlbefinden, sondern auch das Denken und Handeln.

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Berlin – Was macht Arbeitslosigkeit mit einem Menschen? Diese Frage stellten sich Wissenschafter der Freien Universität Berlin. Konkret erhoben sie, wie es um die Lebenszufriedenheit und das emotionale Wohlbefinden vor und nach dem Verlust des Arbeitsplatzes bestellt ist.

Als Basis dienten die Daten der Langzeitstudie SOEP (Sozio-oekonomisches Panel), in der zwischen 2007 und 2014 die Antworten von etwa 30.000 Personen in etwa 15.000 Haushalten erhobenen wurden. Anders als in früheren Studien nutzten die Forscher kein kollektives Maß für das emotionale Wohlbefinden, sondern betrachteten die vier erhobenen Emotionen Angst, Ärger, Traurigkeit und Glück getrennt voneinander. Das ermöglichte differenzierte Aussagen über die durch Arbeitslosigkeit hervorgerufenen Veränderungen, wie die Forscher betonen.

Erhöhtes Angstlevel

Das Ergebnis der Untersuchung: Mit dem Verlust des Jobs nimmt auch die Lebenszufriedenheit nachhaltig ab. Selbst lange Zeit nach einem Jobverlust erreichen Arbeitslose nicht wieder das Niveau an Lebenszufriedenheit, auf dem sie sich vor der Arbeitslosigkeit befunden haben. Zudem werden die Betroffenen langfristig deutlich häufiger von Traurigkeit und Freudlosigkeit geplagt.

Geht der Arbeitsplatz verloren, macht das meist aber nur kurzfristig Angst, so die Studienautoren. Die Persönlichkeit der Betroffenen scheint dabei wenig Einfluss zu haben: "In Phasen der Arbeitslosigkeit sind alle Menschen ängstlicher als zuvor oder danach – unabhängig davon, wie ängstlich sie sonst sind", erklärt Studienleiter Jürgen Schupp. Allerdings zeigte sich kein bedeutender Zusammenhang mit dem Empfinden von Ärger. (red, 18.8.2016)