Geht es nach der Wiener ÖVP, soll in der Bibliothek der Universität Wien bald auch nachts gepaukt werden.

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Wien – Die Wiener ÖVP macht sich Sorgen um die Bildung in der Bundeshauptstadt. Um die Exzellenz der Schüler und Studierenden zu garantieren, sollen die Öffnungszeiten der Büchereien und Unibibliotheken stark ausgebaut werden. Denn sie seien "persönlicher Lern- und Bildungsraum", betonte der Wiener ÖVP-Chef Gernot Blümel am Montag.

Die Ergebnisse der Volksschüler beim Lesetest würden zeigen, dass knapp ein Drittel von ihnen Probleme beim sinnerfassenden Lesen habe. "Kinder, die nicht lesen können, sind die Mindest sicherungsbezieher von morgen."

24 Stunden 7 Tage die Woche

Die Hauptbücherei hätte zu kurze Öffnungszeiten, jene in den Bezirksbüchereien seien zu unterschiedlich. Dies soll nun ein Ende haben, fordert Blümel: Die Wiener Hauptbücherei am Urban-Loritz-Platz soll 24 Stunden, sieben Tage die Woche geöffnet haben. Derzeit hat sie werktags von elf bis 19 Uhr und als einzige Bibliothek Wiens auch am Samstag bis 17 Uhr offen.

In den Bezirksbüchereien sollen laut ÖVP die Öffnungszeiten zumindest angepasst werden.

Wie die 24-Stunden-Öffnung finanziert werden soll, sei eine Frage des Konzepts, da gibt die ÖVP nichts vor. "Es gibt mehrere Möglichkeiten, etwa könnte man Verleih und Rückgabe auch automatisieren", erklärte Blümel. Zurückgeben kann man Ausgeliehenes allerdings schon jetzt Tag und Nacht bei einem Automaten in der Hauptbücherei.

Ressourcenfrage für Stadt

"Es ist eine Kosten- und Ressourcenfrage", sagt die Sprecherin der zuständigen Bildungsstadträtin Sandra Frauenberger (SPÖ). Die Büchereien würden bereits "viele Maßnahmen" setzen, um Kinder zum Lesen zu animieren, etwa verbilligte Mitgliedschaften und Veranstaltungen. Für Schüler als Zielgruppe sei die Daueröffnung zudem nicht sinnvoll: "Kinder sollten nicht um 22 Uhr in der Bibliothek sitzen."

Durchgehend sollen auch die größten Unibibliotheken geöffnet haben, fordert Blümel. Gerade in den Ferien sei die Zeit knapp. Die Stadt solle Druck machen. Zwar fallen die Hochschulen in die Zuständigkeit des Bundes, allerdings müssten sie sich selbst darum kümmern, "die Nachfrage zu stillen", sagte Blümel.

Kein neues Thema

Das Wissenschaftsministerium verwies ebenso auf die Uni-Autonomie: "Das ist nicht un ser Thema", hieß es aus dem Büro von Minister Reinhold Mitterlehner (ÖVP). Die Unis sollen selbst entscheiden, wie lange sie geöffnet haben.

"Wir haben ein gutes Angebot und einen guten Service", reagiert das Rektorat der Uni Wien. Die 24-Stunden-Öffnung sei kein neues Thema, mit den aktuellen Ressourcen aber nicht möglich. (Oona Kroisleitner, 29.8.2016)