Salzburg – Die Diskussion um die Benennung einer Straße in der Stadt Salzburg nach dem NS-Bildhauer Josef Thorak ist um eine Facette reicher. Wie aus einer Beantwortung einer FPÖ-Anfrage hervorgeht, hat das Bauressort unter der Führung von Baustadträtin Barbara Unterkofler (Neos) die Straßenschilder der Thorak-Straße im August zum Schutz vor weiteren "Angriffen" kurzzeitig entfernen lassen.

Die FPÖ stellte die Anfrage, nachdem vor einer Kunstaktion die Straßenschilder plötzlich verschwunden waren. Die FPÖ wollte von Unterkofler wissen, ob der "Diebstahl" angezeigt worden sei. Nun stellt sich heraus, dass die Stadt selbst die Schilder demontiert hat. Die Straßenschilder wurden im Zuge dessen mit einer Schutzschicht überzogen, um eine Reinigung zu erleichtern, falls diese erneut beschmiert werden sollten.

Einmal mehr Umbenennung gefordert

Josef Thorak galt als "Hitlers Lieblingsbildhauer" und war einer der prominentesten Künstler des NS-Regimes. Die Bürgerliste, die Stadtgrünen in Salzburg, und der Salzburger KZ-Verband fordern einmal mehr eine Umbenennung der Straße. "Da geht es ja nicht um irgendein Straßenschild, das geschützt werden soll, sondern um die Verehrung des Nazi-Künstlers Thorak", sagt Bürgerlisten-Gemeinderätin Ingeborg Haller und spricht von einer "grotesken Vorgehensweise". Auch der Salzburger KZ-Verband protestiert gegen das "Upgrading" der Thorak-Straße: "Die Stadt Salzburg unternimmt offensichtlich alles, um die Ehrung für einen der prominentesten Nazi-Künstler und den Thorak-Kult am Leben zu erhalten."

Mehrere Künstler befassten sich bereits mit der umstrittenen Ehrung von Josef Thorak in der Stadt Salzburg. Bei der Aktion im August überklebten der Salzburger Künstler Daniel Toporis und der Münchner Aktionskünstler Wolfram Kastner symbolisch einige Hausnummernschilder in der Thorak-Straße und brachten Tafeln an der Paracelsus- und der Kopernikus-Statue im Mirabellgarten an. Der Salzburger Bildhauer Bernhard Gwiggner hat im Mai dieses Jahres mit einer Gegenskulptur zum Paracelsus auf den Thorak-Kult hingewiesen. (Stefanie Ruep, 16.9.2015)