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Es wird zwar vor körperlichen Anstrengungen im Freien gewarnt, aber nicht alle lassen sich davon abhalten.

Foto: Reuters/CHINA STRINGER NETWORK

Peking – Vor dem chinesischen Neujahrsfest breitet sich in vielen Städte im Norden und Nordwesten Chinas starker Smog aus. Ein grauer Schleier verdunkelte am Donnerstag die Hauptstadt Peking. Der Index für den gefährlichen Feinstaub (PM2,5) stieg in der Metropole auf den "gefährlichen" Wert von mehr als 400 Punkten.

In Xining, der Hauptstadt der nordwestchinesischen Provinz Qinghai, wurden sogar 999 Punkte gemessen – das entspricht dem 40-Fachen des von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfohlenen Grenzwertes.

Die Chinesen begrüßen in der Nacht auf Samstag nach dem traditionellen Mondkalender das Jahr des Hahnes. Wegen der Luftverschmutzung und aus Sicherheitsgründen schränkten die Behörden den Einsatz von Feuerwerkskörpern ein, indem sie weniger Verkaufsstellen zuließen. Sechs Menschen kamen schon am Dienstag in Yueyang (Provinz Hunan) ums Leben, als ein Kunde Feuerwerk vor einem Verkaufsstand entzündete und eine Explosion auslöste, wie Staatsmedien berichteten.

Luftfilter für Wohnungen ausverkauft

In Peking erwarten die Behörden, dass 20 bis 30 Prozent weniger Knallkörper verkauft werden. Die Schadstoffwerte für Feinstaub stiegen im vergangenen Jahr in der Neujahrsnacht von rund 100 auf 700 Punkte, als die Pekinger ihr Feuerwerk zündeten, wie das Umweltministerium berichtete. In Shanghai seien nur sieben Verkaufsstellen meist in den Vororten erlaubt worden, während es im Vorjahr noch 77 gewesen seien, berichtete die Zeitung "China Daily".

Trotz der schlechten Luft in der 21-Millionen-Metropole verhängten die Pekinger Behörden nur "Alarmstufe Blau", die dritthöchste Warnschwelle. Es wird gehofft, dass eine Kaltfront die Schadstoffe am Donnerstagabend wegweht. Für Samstag wird allerdings schon neuer Smog vorhergesagt. Experten warnten vor körperlichen Anstrengungen im Freien. Viele Chinesen versuchen, sich mit Atemmasken gegen die schlechte Luft zu schützen. Die Nachfrage nach Filtergeräten für Wohnungen ist schon seit Wochen so groß, dass viele ausverkauft sind.

Die Menschen sind besonders besorgt über den Feinstaub mit einem Durchmesser von weniger als 2,5 Mikrometer (PM2,5), der direkt über die Lunge in den Blutkreislauf eindringen kann. Die feinen Partikel können Krebs verursachen, zu Entzündungen der Atemwege führen und den Ausbruch von Herz- und Kreislauferkrankungen fördern.

Situation in Österreich

Doch nicht nur in Peking wird über Luftschadstoffe geklagt: Der Verkehrsclub Österreich (VCÖ) verweist auf die starke Feinstaubbelastung hierzulande. Vor allem die Grazer Bevölkerung sei davon betroffen, Tirol weise hingegen österreichweit die höchste Belastung mit gesundheitsschädlichem Stickstoffdioxid auf. Hauptverursacher der Stickoxide sind Dieselfahrzeuge. Der VCÖ fordert daher den Ausbau des umweltfreundlichen Mobilitätsangebots.

Vor allem in den Ballungsräumen brauche es ein dichteres Netz an Bahnverbindungen sowie häufigere Verbindungen, hieß es am Donnerstag vonseiten des Verkehrsclubs. Internationale Beispiele würden zeigen, dass auch Radschnellwege vom Umland in die Stadt sehr wirksam sind, um den Anteil der sauberen Mobilität zu erhöhen.

Hauptverursacher von Feinstaub sind Industrie, Heizen und der Verkehr. Der Kfz-Verkehr verschmutzt durch seine Abgase, durch Reifen- und Bremsabrieb sowie durch Aufwirbelung die Luft. Das Verbrennen fossiler Energieträger, wie Heizöl und Kohle beim Heizen sowie Diesel und Benzin im Verkehr verschmutzt die Luft mit Schadstoffen. "Je früher der mit dem Klimaabkommen von Paris beschlossene Ausstieg aus fossilen Energieträgern gelingt, umso besser für die Luftqualität", betont VCÖ-Expertin Ulla Rasmussen.

Straßenluft

Rund 10.000 Liter Luft atmet ein Erwachsener pro Tag ein. "Die Qualität unseres wichtigsten 'Lebensmittels' war heuer bisher besorgniserregend schlecht. An vielen Tagen war zu viel Feinstaub in der Luft, die Belastung mit Stickstoffdioxid ist sehr hoch", sagt Rasmussen. So wurde in Graz bereits an 15 Tagen der Tagesgrenzwert für Feinstaub PM10 überschritten, das ist österreichweit die höchste Belastung. An insgesamt 19 Messstellen wurden heuer an neun oder mehr Tagen zu hohe Feinstaubwerte gemessen, also im Schnitt an mindestens jedem dritten Tag. Betroffen sind die Steiermark, Kärnten, Oberösterreich, Niederösterreich und das Burgenland. Derzeit zeichnet sich mit den steigenden Temperaturen eine Besserung der Luftqualität ab.

Neben Feinstaub ist vor allem auch Stickstoffdioxid (NO2) sehr gesundheitsschädlich. Der Jahresgrenzwert liegt inklusive Toleranzgrenze bei 35 Mikrogramm NO2 pro Kubikmeter Luft. Am stärksten mit Stickstoffdioxid ist Tirol belastet, insbesondere die von Anrainerinnen und Anrainern stark befahrenen Straßen, stellt der VCÖ fest. Hauptverursacher sind die Abgase der Lkw und Diesel-Pkw. An der Tiroler Inntalautobahn (A12) bei Vomp war heuer bereits an 16 Tagen im Tagesschnitt die Luft mit mehr als 80 Mikrogramm NO2 pro Kubikmeter belastet. Auch in Salzburg, Teilen Vorarlbergs sowie in Graz und in Wien an der Westeinfahrt war die NO2-Konzentration sehr hoch.

Stickstoffdioxid kann zu Erkrankungen der Atemwege sowie zu Lungenschäden und Herz-Kreislauferkrankungen führen. Besonders für ältere Menschen und für Kinder sind die Stickstoffdioxide schädlich. Schadstoffe können die Entwicklung von Organen negativ beeinträchtigen. Ein Grund für die weiterhin hohe NO2-Belastung ist, dass moderne Diesel-Pkw auf der Straße deutlich mehr Stickoxide ausstoßen als im Labor ermittelt wird, betont der VCÖ. Die Zahl der Diesel-Pkw hat sich in Österreich seit dem Jahr 2000 auf 2,75 Millionen verdoppelt. (APA, dpa, 26.1.2017)