Genfer Siegel
Das vom Prüfbüro Bureau Officiel de l'Etat pour le contrôle facultatif des montres de Genève (etwa: Staatliches Prüfamt für Genfer Uhren auf freiwilliger Basis) verliehene Gütesiegel wurde 1886 als Gegenmaßnahme der hier ansässigen Hersteller eingeführt, die mit Plagiaten und Fälschungen von anderswo konfrontiert waren. Genf war schon damals ein Weltzentrum der Uhrenindustrie, das Nachahmer und Trittbrettfahrer anlockte. Das Poinçon de Genève, wie es meist genannt wird, machte dem ein Ende: Nur solche Uhren konnten es erhalten, deren Werk im Kanton zusammengesetzt und feinreguliert wurde.
Und das ist bis heute so. Das Reglement hat sich in der Zwischenzeit ein wenig geändert, nichtsdestotrotz ist das Genfer Siegel eines der ältesten Qualitäts- und Herkunftsprädikate der Welt. Zwölf technische und ästhetische Kriterien müssen erfüllt sein, ehe das Kaliber vom Prüfbüro genehmigt wird: Konstruktionsmerkmale (wie zum Beispiel Rubinlager, keine Verwendung von Drahtfedern ...), Oberflächenschliff und -politur, Qualität der Werksbestandteile usw.
Das Genfer Siegel, das sich vom Stadtwappen herleitet und einen Adler (Reich) und einen Schlüssel (des Bischofs) darstellt, ist der Platine bzw. Brücke des Werks einpunziert und üblicherweise über einen Sichtboden auf der Rückseite einsehbar. Es ist eine traditionelle, renommierte Qualitätsauszeichnung, und eine stattliche Anzahl an Uhrenmarken bzw. -manufakturen rechnet es sich zur Ehre an, einige ihrer Erzeugnisse damit auszustatten, so etwa Vacheron Constantin, Rolex, Baume & Mercier, Roger Dubuis, Chopard und Cartier.
Etliche dieser Hersteller sind seit vielen Jahrzehnten mit dem Genfer Siegel vertraut – so etwa Vacheron Constantin seit 1909 -, andere naturgemäß weniger lang: Roger Dubuis etwa wurde erst 1980 gegründet. Und Cartier hat die Genfer Punze für ein vor Ort entwickeltes Kaliber erst 2009 erhalten: Es stammte nämlich von der Genfer Niederlassung und nicht von der Produktionsstätte in La Chaux-de-Fonds. (Harald Sager, RONDO Exklusiv, 10.7.2017)
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