ÖVP-Frauensprecherin Dorothea Schittenhelm wisse bereits, was Frauen wollen, sagt sie. "Nur die Herren, die Politik machen, wissen es nicht."

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Was wollen Frauen eigentlich? Um auf diese diffizile wie breit gestellte Frage Antworten zu finden, hat die ÖVP jüngst eine Umfrage in Auftrag gegeben. Bei einer Enquete zum Thema "Was Frauen wollen" – im Titel der Veranstaltung schon als verheißungsvolle Ansage – stellte ÖVP-Frauensprecherin Dorothea Schittenhelm gleich zu Beginn klar: "Wir Frauen wissen ja, was wir wollen, nur die Herren, die Politik machen, wissen es nicht."

Zur Aufklärung dieser wurden Daten vorgelegt. Ein Ergebnis der OGM-Umfrage dürfte einigen ihrer Parteifreunde eher weniger schmecken: 41 Prozent der befragten Frauen und sogar 42 Prozent der befragten Männer sprechen sich für eine 50-prozentige Frauenquote im Nationalrat und in Landtagen aus. Zur Erinnerung: SPÖ und ÖVP-Frauen fordern Quoten, der Rest der Volkspartei wollte sich dafür bisher nicht so recht begeistern lassen.

Teilzeit auf eigenen Wunsch

Auch andere Resultate überraschen: So hat die Befragung ergeben, dass 96 Prozent der Frauen, die in Teilzeit arbeiten, dies auf eigenen "Wunsch" täten, nur ein Prozent gab an, lieber in Vollzeit arbeiten zu wollen. Dem gegenüber hätte mehr als ein Drittel der befragten Männer mit Teilzeitjobs lieber eine Vollanstellung. "Das steht im Widerspruch zu dem, was ich in der politischen Debatte gehört habe", sagt OGM-Geschäftsführer Wolfgang Bachmayer.

Für seine Untersuchung haben im Februar 497 wahlberechtigten Österreicherinnen und Österreichern ab 16 Jahren an einer Onlinebefragung teilgenommen. 73 Prozent der interviewten Männer und 58 Prozent der Frauen arbeiten Vollzeit, hingegen haben nur 24 Prozent der Männer, aber 31 Prozent der Frauen einen Teilzeitjob.

Frauen mit Job zufriedener

Abgefragt wurden auch die Geschlechterunterschiede bezüglich der Zufriedenheit am Arbeitsplatz. Es zeigt sich: Bei Frauen ist diese durchwegs größer. Mehr weibliche als männliche Befragte halten ihre Tätigkeit für interessant, mit privaten Pflichten vereinbar und den Arbeitsplatz für sicher. Männer sind eher mit ihrem Einkommen zufrieden, fühlen sich aber auch in einem größeren Ausmaß gestresst und unter Druck.

Besonders deutliche Geschlechterunterschiede machen die Interviewten beim Thema Bezahlung und Chancen fest: 74 Prozent gaben an, dass Männer eher leistungsgerecht bezahlt würden, fast zwei Drittel vermuten, dass Männer bessere Aufstiegsmöglichkeiten haben. 44 Prozent der Befragten sind allerdings überzeugt, dass Frauen im Berufsleben auf mehr Verständnis für "persönliche und familiäre Notwendigkeiten" stoßen. Bachmayer hält fest: "Es geht hier nicht um reale Qualitätsunterschiede, sondern darum, wer gefühlt besser dran ist."

Mangelndes Selbstbewusstsein

Zur Podiumsdiskussion wurde dann auch die frühere OGH-Präsidentin und Bundespräsidentschaftskandidatin Irmgard Griss geladen. Sie verortet das Grundproblem in der vermeintlichen weiblichen Identität: "Frauen haben ein schwach entwickeltes Selbstbewusstsein", sagt sie. (Katharina Mittelstaedt, 3.3.2017)