Versailles – Frankreichs Präsident François Hollande berät am Montagabend mit der deutschen Kanzlerin Angela Merkel sowie den Regierungschefs Italiens, Paolo Gentiloni, und Spaniens, Mariano Rajoy, über die Zukunft der EU. Dabei sollen zwei bevorstehende EU-Gipfel vorbereitet werden.

Hollande hat das Vierertreffen im Schloss von Versailles damit begründet, dass es sich um die vier wichtigsten Länder handle: "Es ist an uns zu sagen, was wir gemeinsam mit anderen tun wollen." Sowohl Merkel als auch Hollande hatten zuletzt für die alte Idee eines Europa der unterschiedlichen Geschwindigkeiten geworben – also die Möglichkeit, dass manche EU-Staaten bei einzelnen Themen enger zusammenarbeiten, ohne dass alle mitziehen müssen.

Vorgehen notwendig

In einem Interview mit der "Süddeutschen Zeitung" und anderen europäischen Blättern bezeichnete Hollande dieses Vorgehen am Montag erneut als "notwendig". Wenn nicht einige Staaten vorangingen, drohe Europa zwischen jenen Staaten, die mehr Integration wünschen, und jenen, die das Gegenteil wollen, zerrissen zu werden. Die EU drohe damit "zu explodieren".

Zudem warnte Hollande, der selbst nicht mehr antritt, vor einem Sieg der Front-National-Chefin Marine Le Pen bei der französischen Präsidentenwahl. "Die Gefahr besteht", sagte Hollande, die Rechtsextremen seien in Frankreich seit mehr als 30 Jahren nicht mehr so stark gewesen. Frankreich werde ihnen aber nicht "erliegen".

Eine Zukunft voller Barrieren

"Wir wissen, dass die Wahl nicht nur das Schicksal unseres Landes entscheidet, sondern auch die Zukunft Europas", sagte Hollande. Falls Le Pen die Wahl gewinnen sollte, "würde sie sofort mit dem Austritt aus der Eurozone beginnen – und sogar aus der EU. Das ist das Ziel alle Populisten: raus aus Europa, sich der Welt verschließen und sich eine Zukunft ausmalen voller Barrieren und Grenzen, die mit Wachtürmen verteidigt werden."

Am Donnerstag treffen sich die Staats- und Regierungschef der EU zu ihrem Frühlingsgipfel in Brüssel. Zum 60. Jahrestag der Gründung der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft am 25. März steht dann ein Treffen in Rom an. Dabei wollen die EU-Staaten in einer gemeinsamen Erklärung abstecken, wo der Weg nach dem Austritt Großbritanniens hinführen könnte. (APA, 6.3.2017)