Nach der Kritik an den holprigen Animationen und Grafikbugs in dem Sci-Fi-Spektakel "Mass Effect Andromeda" hat sich Animantionsspezialist Jonathan Cooper auf Twitter zu den möglichen Ursachen für die Probleme geäußert. Coopers Einschätzung nach dürfte sich das Team von Bioware schlicht übernommen haben und es nicht geschafft haben, in der fünfjährigen Entwicklungszeit von "Andromeda" alle Szenen händisch zu überarbeiten.
Quantität vs. Qualität
Cooper ist kein unbekannter in der Branche. Zuvor war er beispielsweise als leitender Animator von "Mass Effect" und "Mass Effect 2" tätig und arbeitete auch an Blockbustern wie "Assassin's Creed 3" und letztens an "Uncharted 4".
Dem Entwickler zufolge dürften die Arbeiten an "Andromeda" schlicht den Zeitrahmen gesprengt haben. Während lineare Spiele wie "Uncharted" in einer sehr kontrollierten Umgebung funktionieren, bieten moderne Rollenspiele unzählige Storypfade, die durch die Entscheidungen des Spielers beeinflusst werden. Die Masse an Inhalten, die dafür erzeugt werden muss, sei in den vergangenen Jahren, als es Usus wurde, jeden Dialog zu vertonen, enorm angestiegen. "Es ist einfach ein Kompromiss zwischen Quantität und Qualität", sagt Cooper.
Algorithmen für Animationen
Um Zeit zu sparen, setzen Studios zur Animation von Charakteren auf Algorithmen, die basierend auf den Dialogtexten die grundlegende Arbeit übernehmen. Meistens würden diese Animationen anschließend händisch verfeinert. Cooper schätzt jedoch, dass Bioware bei den weniger wichtigen Szenen in "Andromeda" aus Zeitgründen darauf verzichten musste.
"Ich vermute sie hatten geplant, jeden Satz händisch anzupassen. Aber ein Entwicklungszyklus von fünf Jahren zeigt, dass die Aufgabe unterschätzt haben", so Cooper.
Licht am Ende des Tunnels
Dass solche technischen Schnitzer in einer zeit der sozialen Medien und Youtubes nicht lange unentdeckt bleiben würden, sei klar gewesen. Dennoch könne die Industrie viel lernen aus den Fehlern von "Mass Effect Andromeda".
"Das Positive, was man aus all dem entnehmen muss, ist, dass Story-geleitete AAA-Spiele die Animationsqualität nicht vernachlässigen dürfen. Das Publikum ist kritischer geworden, was unsere Arbeit erschwert, aber die Qualität von Animationen vorantreibt." (zw, 24.3.2017)