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In der Kritik: United-Chef Oscar Munoz.

Foto: AP / Richard Drew

Die Bilder eines blutenden Flugreisenden gingen um die Welt. Mit Gewalt wird ein Passagier wie ein nasser Sack von seinem Sitz durch den Korridor gezerrt, um dann aus der Maschine der United Airlines zu fliegen. Der Grund: Der Flug 3411 war überbucht. Was folgte, war ein orkanartiger Shitstorm. Doch der Chef der drittgrößten US-Fluggesellschaft, Oscar Munoz, entschuldigte sich erst nur halbherzig. Dann, als die weltweite Empörung nicht abflaute und selbst die Aktie im Sog der Proteste heftig gebeutelt wurde, ging er medienwirksamer in die Knie. Er versprach, so etwas werde nicht wieder passieren. Mit Nachdruck bezeichnete er das, was geschehen war, als "wirklich schreckliches Ereignis" und beteuerte, es sei nie zu spät, das Richtige zu tun.

Dennoch kam das Versprechen reichlich spät für jemanden, der erst vor wenigen Wochen zum "Kommunikator des Jahres 2017" gekürt worden war. Der Preis wurde Munoz von der Branchenpublikation PR Week verliehen. Die Zeitschrift schwärmte, Munoz sei ein "charismatischer CEO" und verstehe als "kluge, engagierte und exzellente Führungskraft" den Wert von Kommunikation. Nach Stationen unter anderem bei Coca-Cola, AT&T und beim US-Eisenbahnriesen CSX steht der Manager seit September 2015 an der Konzernspitze von United Airlines. Sein Vorgänger, Jeff Smisek, war zuvor überraschend abgetreten, nachdem gegen ihn wegen Korruptionsverdachts ermittelt worden war. Die Riesenabfindung für den gescheiterten Manager, die bis zu 37 Millionen Dollar betragen könnte, schlug noch lange Zeit Wellen.

Mit Herzinfarkt ins Amt

Nur einen Monat nach Amtsantritt erlitt Munoz einen Herzinfarkt. In Chicago wurde ihm wenige Wochen später das Spenderorgan eines 30 Jahre alten Mannes eingepflanzt. Im März des darauffolgenden Jahres saß er wieder in seinem Chefsessel – auf Wunsch der Belegschaft.

Der 58-Jährige wurde als ältestes von neun Kindern einer US-mexikanischen Familie in Kalifornien geboren. Er sei der Erste seiner Familie mit einem College- und Universitätsabschluss gewesen, sagte Munoz später. Man dürfe nie die eigenen Wurzeln vergessen, gaben ihm seine Eltern mit auf seinen Karriereweg. Wegbegleiter loben das sonnige Gemüt des vierfachen Vaters, seine umgängliche Art und seinen Kampfgeist. Die Airline glänzt mit Zahlen, Munoz selbst verdient 6,7 Millionen Dollar im Jahr. Bis das Horrorvideo seine Runden machte, schien er am Ziel. (Sigrid Schamall, 12.4.2017)