Nach dem Briten Jeremy Corbyn und dem Franzosen Benoît Hamon hat mit Pedro Sánchez auch bei den spanischen Sozialisten (PSOE) ein Außenseiter die Urwahlen gewonnen. Alle drei setzten sich gegen einen übermächtigen Parteiapparat durch. Doch hier enden auch schon die Gemeinsamkeiten.

Sánchez ist – auch wenn weite Teile der Medien ihn so beschreiben – kein linker Politiker. Als er nach den Wahlen Ende 2015 als Parteichef die Möglichkeit hatte, eine Koalition mit der linken Podemos einzugehen, schloss er lieber ein Bündnis mit den rechtsliberalen Ciudadanos. Die gleiche Basis, die jetzt Sánchez zum Hoffnungsträger auserkoren hat, stimmte in einer Urabstimmung diesem Bündnis zu, das im Parlament dann allerdings keine Mehrheit erhielt. Neuwahlen wurden angesetzt. Abermals scheute Sánchez vor mutigen Schritten zurück und unterlag schließlich denen, die seither die Konservativen dulden.

Es war die Geburtsstunde eines Rebellen wider Willen. Doch nun wollen Sánchez' Unterstützer Taten sehen, ganz konkret ein Ende der Duldung der Konservativen. Doch das geht nur mit Podemos. Wenn Sánchez erneut das Versprechen eines Wechsels nicht einlöst, wird sich die Basis enttäuscht abwenden. Und sollte er den Schwenk nach links wagen, hat er weiterhin den Apparat und fast die gesamte veröffentlichte Meinung gegen sich. Die spanischen Sozialisten sind längst nicht aus der Krise. (Reiner Wandler, 22.5.2017)