Abfuhr von Christoph Dichand: Erhard Grossnigg (70), Investor und Sanierer von Ankerbrot, Kunert und Semper Constantia bis Westbahn, gern zusammen mit Hans Peter Haselsteiner.

Foto: APA/Techt

"Krone" und "Kurier", seit 1988 in Österreichs größtem Verlagshaus Mediaprint zusammengespannt. Die Gesellschafter beider Blätter entscheiden hier stets über ihren Konkurrenten mit.

Foto: Heidi Seywald

Wien – Sechs Herren setzen sich am Donnerstag auseinander: Der Gesellschafterausschuss von Österreichs größtem Verlag Mediaprint tagt, in dem Österreichs reichweitenstärkste Tageszeitung und die Nummer fünf im Land zusammengespannt sind, ohne vereint zu sein – "Krone" und "Kurier".

Je zwei vertreten in diesem sogenannten GAS Familie Dichand (50 Prozent an der "Krone"), Raiffeisen (gut 50 Prozent am "Kurier") und die deutsche Funke-Mediengruppe, beteiligt an "Krone" und "Kurier". Die Dichands entscheiden hier Marketingbudgets des "Kurier" mit, Raiffeisen über Abopreise der "Krone". Die Funkes müssen mit den Dichands stimmen. Das bedeutet Jahrzehnte des Patts und der Blockaden unter den – zudem zerstrittenen – Gesellschaftern.

Funke oder Dichand

Diese Stimmbindung und einen ebenfalls vor 30 Jahren vereinbarten Garantiegewinn für die Dichands aus der "Krone" versuchten die Funkes gerade zu kündigen, ein Schiedsgericht wies sie ab. Noch heuer aber sehen die Verträge eine erste Kündigungsmöglichkeit vor. Nützen die Funkes sie, kommt bald das nächste Schiedsgericht zum selben Thema.

Vor dem jüngsten Gericht erklärte Funke-Haupteigentümerin Petra Grotkamp "Krone"-Herausgeber Christoph Dichand, sie wolle mit ihm nicht mehr zu tun haben. Das geht durch Ausstieg der Funkes oder der Dichands.

Kolportiert wurden Funke-Kontakte zu Familie Fellner ("Österreich"). Die Fellners dementierten gegenüber dem STANDARD Interesse an den Funke-Anteilen; Gespräche aber soll es gegeben haben. Sie gelten eher als Drohung: Familie Dichand – oder "Krone"-Herausgeber Christoph Dichand – würde den Fellners wohl per Vorkaufsrecht dazwischenfunken, Finanzierung vorausgesetzt.

Potenzial

Bei den Dichands indes klopfte nach STANDARD-Infos der Sanierer und Investor Erhard Grossnigg (Kunert, Domoferm, Westbahn) an. Auf Anfrage verneint Grossnigg ein Kaufangebot, bestätigt aber ein Gespräch mit Christoph Dichand zum Thema. Warum will er die "Krone"? "Ich bin kein Zeitungsmann", erklärt er dem STANDARD, aber: "Die Medienindustrie ist in einem enormen Wandel begriffen. Ich sehe in Mediaprint, 'Krone' und 'Kurier' noch eine Menge Potenzial."

Solches Potenzial hätte wohl ein Ende des Patts in "Krone" und Mediaprint, etwa wenn eine Eigentümergruppe, zum Beispiel Grossnig mit Investoren, ohne Bindungen und Garantiegewinne eine klare Mehrheit in der "Krone" hätte.

Dichand soll Grossnigg brüsk abgewiesen haben. Grossnigg sagt zum Gespräch nur: "Das war's." (Harald Fidler, 31.5.2017)