Es gibt Bergtouren, die sind ziemlich majestätisch. Das liegt nicht unbedingt an der Aussicht oder royalen Bergnamen, sondern viel mehr an den Herausforderungen, die sie den Bergsteigern stellen. Manchmal sind sie technischer Natur, manchmal konditioneller. Der Weinschnabel mit seinen 2754 Metern Seehöhe liegt an der Grenze zwischen Salzburg und Kärnten, inmitten des Nationalpark Hohe Tauern und eröffnet einen Blick auf die Hochalmspitz-, Ankogel- und Hafnergruppe.
Es gibt verschiedenste Wege sein Haupt zu erklimmen. Der wohl anspruchsvollste ist der Aufstieg von Hüttschlag von der Salzburger Seite aus – lang, konditionell herausfordernd und auch technisch nicht zu unterschätzen. Auf dieser Runde überschreitet man den Weinschnabel und passiert einige Scharten. Wir starten frühmorgens im Talschluss, im Schatten ist es noch ziemlich frisch. Unser erstes Etappenziel ist der periodische Schödersee.
Ein kräftezehrender Aufstieg zur Arlscharte
Wir haben Glück, der Schödersee führt gerade Wasser und wir genießen die extreme Ruhe hier im Kessel. Auf der anstehenden Steilstufe durch den Kolmgraben kommen wir ins schwitzen. Der Weg ist extrem schmal, steil und rutschig. Etwas oberhalb kraxeln wir noch über große Blöcke und erreichen eine kleine Jagdhütte. Die urwüchsige Landschaft prägt diese Region. Noch einmal geht es steiler hinauf und wir erreichen das Dürnbachkar mit den Kolmseen. Nach einer kurzen Rast steigen wir die letzten Meter zum Arlsee und schlussendlich zur Arlscharte auf. Vor uns liegt nun Kärnten, die Kölnbreinsperre und die Hochalmspitz- und Ankogelgruppe.
Langer Aufstieg zum Weinschnabel
Auf der Kärntner Seite finden wir einen uralten Steig, der unterhalb des Brunnkogels zur Marchkarscharte führt. Dieser wird nicht häufig begangen, was ihn zum einen sehr spannend macht, zum anderen aber höchste Konzentration erfordert. Stolpern kann hier definitiv sehr ungünstig ausgehen. Im Blick haben wir die ganze Zeit den Großen Hafner. Wir erreichen die Marchkarscharte, die letzten Meter hinauf auf den Gipfel geht es über verblocktes Gelände. Hier und da muss man schon beherzt steigen. Die Wegfindung kann vor allem bei etwas Schnee schon sehr kniffelig werden. Wir haben hier keine Probleme und stehen fast alleine am Gipfel. Ein tolles Gefühl, aber der zweite Teil dieser Tour würde noch einmal ähnlich anstrengend und lang werden.
Über Scharten führt der Weg
Der Abstieg zur Muritzenscharte und zum oberen Schwarzsee gestaltet sich sehr angenehm. Über die großen Steinplatten kommen wir gut voran, etwas schwieriger wird es zwischen dem Oberen und Unteren Schwarzsee, denn dort ist ein kurzes Stück mit einem Drahtseil und Stahlbügeln versichert. Trittsicherheit ist gefragt, unseren Hund Luke müssen wir hier tragen. Nach circa fünf Minuten haben wir dieses Stück hinter uns gelassen und steigen über ein kurzes Steilstück auf die Schmalzscharte. Hier genießen wir noch einmal das wunderbare Panorama der Hafnergruppe mit den tiefblauen Schwarzseen. Ein Gewitter kündigt sich an und wir schauen, das wir zügig weiterkommen.
Unsere Tour geht im oberen Bereich der Schmalzgrube Richtung Murtörl weiter. Natürlich lassen wir es uns nicht nehmen, auch noch den Gipfel des kleinen Mureck (2402 Meter) mitzunehmen, bevor wir dann unterhalb der Murwand durch das Kreekar zur gleichnamigen Kreealm absteigen, wo wir uns unsere Brettljause redlich verdient haben.
Trotzdem ist diese heutige Tour noch nicht zu Ende. Nach unserer Stärkung machen wir uns über den Stockhamberg hinab auf zu unserem Ausgangspunkt und haben am Ende 2200 Höhenmeter bewältigt und 26 Kilometer hinter uns gebracht – eine wahrlich majestätische Runde.
Mehr Runden wie diese gibt es unter wusaonthemountain.at (Sabrina Schulze, Christian Wurzer, 2.11.2017)
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