Die künftigen Poller sollen jenen vor dem Bundeskanzleramt ähneln.

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Plan für die Kärnterstraße.

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Plan für den Rathausplatz/Felderstraße.

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Plan für den Rathausplatz/Lichtenfelsgasse.

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Bereiche, die geschützt werden sollen.

Wien – Die Bedrohung durch einen terroristischen Anschlag sei "abstrakt", sagte der Wiener Landespolizeipräsident Gerhard Pürstl bei einem Mediengespräch am Freitag, doch man wolle trotzdem Vorkehrungen für den Fall der Fälle treffen. Erste Maßnahmen werden bauliche Vorkehrungen am Rathausplatz, der Kärntner Straße und der Mariahilfer Straße sein. Mit baulichen Maßnahmen sind vorerst Poller gemeint.

Nach den Anschlägen in Europa sollen in Wien Sicherheitspoller am Rathausplatz, auf der Mariahilfer Straße und der Kärntner Straße aufgebaut werden, um LKWs daran zu hindern, in Menschenmengen zu fahren. Beitrag aus der ORF-Sendung "Aktuell in Österreich".
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Fix sind schon einmal 87 Stück, die die Besucher des Rathausplatzes und der Kärntner Straße vor Anschlägen mit Fahrzeugen schützen sollen. Wie viele und wo genau auf der Mariahilfer Straße Poller gesetzt werden sollen, um den Verkehr zu verlangsamen, ist noch nicht klar. Zuerst möchte man bei der Stadt den U-Bahn-Bau, der im kommenden Jahr beginnt, abwarten.

Ziehbare Poller für Auf- und Abbau

"Es geht darum, Menschen zu schützen", sagte Vizebürgermeisterin und Planungsstadträtin Maria Vassilakou (Grüne) bei dem Gespräch. Für den Rathausplatz werden deshalb die Zufahrten durch die Lichtenfelsgasse und die Felderstraße durch fixe Poller gesperrt.

Auf jeder Seite sollen jedoch auch drei Poller ziehbar sein. Das heißt, dass sie während der Auf- und Abbauarbeiten bei Veranstaltungen durch Kranfahrzeuge weggeschleppt werden können. Eine enge Kurve auf jeder Seite sorgt dafür, dass Einsatzfahrzeuge auch weiterhin einfahren können. Die Begrenzungen werden aber so eng gesetzt, dass ein Passieren mit erhöhter Geschwindigkeit nicht möglich ist. Auf der Seite des Rings werden die bereits vorhandenen Kugeln beziehungsweise Ketten durch fixe Poller ersetzt. Sie werden nicht zu entfernen sein, da dort kein "Einfahrtsbedarf" herrsche.

1,5 Millionen Euro Kostenschätzung

Auf der Kärntner Straße wird der Zugang zur Fußgängerzone hinter der Staatsoper mit elf fixen Pollern gesperrt. Der Anrainer- und Lieferantenverkehr soll allein über die Seitenstraßen erfolgen. Die "sehr vorsichtige" Kostenschätzung für alle drei Projekte: 1,5 Millionen Euro aus dem Budget der Stadt Wien.

Laut Pürstl habe man mit der Stadt aber nicht nur Maßnahmen für die drei genannten Orte in Wien erarbeitet, sondern sich auf Leitlinien geeinigt, die für alle öffentlichen Veranstaltungen gelten sollen. Demnach wird bei jedem Event ein dreigliedriger Prozess in Gang gesetzt, der mit einer Einschätzung der Bedrohungslage durch die Landespolizeidirektion beginnt. Diese erarbeitet im Fall einer Bedrohung das erforderliche Schutzniveau mit der Stadt und legt dann wieder in Kooperation mit den Behörden den Plan für die Maßnahmen fest.

Wettbewerb für "stadtbildverträgliche" Lösungen

Vassilakou zeigte sich erfreut von der Poller-Lösung: "Bewaffnete Patrouillen wie in Brüssel und Paris hätten mir keine Freude bereitet", sagte sie. Es gehe ihr vor allem darum, dass die gesetzten Maßnahmen "alltagstauglich und stadtbildverträglich" seien. "Sie sollen nach Möglichkeit nicht auffallen." Deshalb habe sie das Magistrat 19 für Architektur und Stadtgestaltung angewiesen, sich gemeinsam mit der Architektenkammer Lösungen zu überlegen, die diese Voraussetzungen erfüllen. Der Wettbewerb soll in den kommenden Monaten abgehalten werden. Sollte ein neues Design gefunden werden, "kann es auch sein, dass wir vorhandene Poller zum Teil wieder entfernen", sagte Vassilakou.

Die baulichen Maßnahmen sollen im Frühjahr 2018 abgeschlossen sein. Dann, wenn Österreich den Ratsvorsitz der Europäischen Union innehat. Für kommende Veranstaltungen – wie den Christkindlmarkt auf dem Wiener Rathausplatz – wird es aber bereits Lösungen geben: Stein- und Betonblöcke sollen die Besucher vor Attacken mit Fahrzeugen schützen. (Bianca Blei, 27.10.2017)