Innsbruck – Am 25. Februar 2018 wählt Tirol einen neuen Landtag. Dabei wollen die Neos erstmals den Einzug schaffen. Spitzenkandidat ist der Stubaier Hotelier Dominik Oberhofer. Sie können jetzt Ihre Fragen im Forum unter diesem Artikel posten.

Im Interview mit dem STANDARD hat Oberhofer vor allem mit seinen Positionen zu Transit und Tourismus für Aufsehen gesorgt. Als einziger Kandidat in Tirol geht er nämlich nicht davon aus, dass der Verkehr abnehmen wird. Im Gegenteil: Oberhofer will sich mit der Öffnung einer dritten Autobahnspur und einer leichten Erhöhung des Tempolimits für eine Zunahme rüsten, bevor 2026 der Verkehr dank Brennerbasistunnel auf die Schiene verlagert werden soll.

Mit der Idee eines zusammenhängenden Gletscherskigebietes vom Stubai bis ins Kaunertal rief er Umweltschützer auf den Plan. Als Touristiker will Oberhofer kein Steuergeld mehr in Lifte investiert wissen und plädiert dafür, vielversprechende Regionen intensiv touristisch zu nutzen. Für weniger aussichtsreiche will er wiederum auf andere Branchen setzen.

Dominik Oberhofer sitzt bereit und freut sich auf Ihre Fragen.
Foto: Steffen Arora

Posten Sie bitte Ihre Fragen an Herren Oberhofer im Forum.

Dominik Oberhofer: Ich werde es nicht unterschreiben. Bei mir hängt das damit zusammen, dass die generelle Forderung der 30 Stunden Woche bei vollem Lohnausgleich für alle natürlich nichts mit einem Frauenvolksbegehren zu tun haben kann. Dafür fehlen so wichtige Themen wie das Pensionssplitting zum Beispiel.

Dominik Oberhofer: Grundsätzlich ist Windkraft eine attraktive Alternative. Wir sehen aber vor allem hohes Potential im Ausbau der Sonnenenergie für Tirol, da wäre viel mehr möglich. Zur Zeit ist das Potential der Solarenergie noch nicht ansatzweise ausgeschöpft.

Zum Thema Wasserkraft: Wir sehen den Ausbau natürlich kritisch und möchten primär alternative Energieformen unterstützen.

Dominik Oberhofer: Klimaforscher bin ich zwar keiner, habe mich aber auf Expertinnen und Experten bezogen, die das langfristig (30 bis 50 Jahre) durchaus als mögliches Szenario sehen. Was natürlich nicht heißt, dass ich jetzt alle Skigebiete unter 2.000 Meter Seehöhe kurzfristig in Frage stelle. Aber Politik ist auch für langfristige Entscheidungen zuständig und da darf man das nicht außer Acht lassen.

Dominik Oberhofer: Zur Tirol Werbung ist zu sagen, dass sie faktisch dem Landeshauptmann untersteht und es gibt ein Board in dem sich zum Beispiel ein so großer Tourismusverband wie Kitzbühel gar nicht wiederfindet, während das Tiroler Oberland sehr dominant (Herkunft des Landeshauptmannes?) vorhanden ist.

Als Touristiker gefällt mir auch die Werbelinie selbst nicht, weil sie etwas verspricht, was wir so gar nicht einhalten wollen. Du siehst fast nur mehr Skitourengeher im freien Gelände, die Abenteuer, Einsamkeit und Naturerlebnis suchen. Das weckt beim Kunden eine komplett falsche Erwartungshaltung und sorgt meiner Meinung nach auch für große Probleme. Ich verstehe nicht, warum man nicht die Skipisten zeigen kann, so wie sie der Gast vorfindet.

Im Gegensatz zu allen anderen politischen Mitbewerbern glauben wir Neos nicht daran, dass bei anhaltendem Wirtschaftswachstum, das unseren Wohlstand sichert, der Warenverkehr in Europa drastisch abnimmt. Für uns Neos gibt es nur zwei wesentliche Möglichkeiten, um den Transit dauerhaft auf die Schiene zu bringen. Das ist erstens die Abschaffung des Dieselprivilegs sowie die Erhöhung der Maut und die schnelle Fertigstellung des Brennerbasistunnels. Gleichzeitig müssen wir darauf schauen, dass der Verkehr in Tirol wieder fließen kann. Staut es sich nämlich, dann sinkt die Verkehrssicherheit massiv und die Umweltbelastung steigt. In den letzten Jahren haben die Verkehrsunfälle mit Todesopfern in Tirol drastisch zugenommen. Für uns Neos steht die Sicherheit und der Umweltschutz im Vordergrund. Deshalb wollen wir auch einen sinnvollen Ausbau der Straße an gewissen Hotspots weiter vorantreiben. Teile im Oberinntal sowie der Großteil der Brennerautobahn wurden schon dreispurig ausgebaut und die Expertinnen und Experten geben uns recht, dass das auch teilweise im Unterinntal erforderlich ist. Vor allem auch weil in den kommenden Jahren große Instandhaltungsarbeiten auf der Autobahn nötig sein werden. Und dadurch wird die Streckenumleitung mit einer durchgängig nur zweispurigen Autobahn wahnsinnig schwierig.

Wir stehen unmittelbar vor großen technischen Veränderungen in der Automobilindustrie. Durch e-Mobilität wird der Verkehr zukünftig umweltfreundlicher (keine Abgase) und wesentlich leiser. Dank Spurassistenz, die teilweise heute schon serienmäßig verbaut wird, und autonomem Fahren wird der Verkehr auch sicherer. Aber ich glaube persönlich nicht daran, dass er wesentlich weniger wird.

Dominik Oberhofer: Wir Neos fordern die Befüllung der Transparenzdatenbank. Mich als Bürger interessiert, wohin unser Steuergeld fließt. Die Grünen haben es 2013 versprochen und tun es jetzt wieder, dass es keine neuen Skilifte in Tirol geben soll. Ganz genau das Gegenteil war der fall. Selten zuvor gab es so viel öffentliche Förderungen für Skilifte. Wir Neos wollen keinen Cent Steuergeld für neue Lifte ausgeben. Deshalb waren wir auch gegen den Zusammenschluss von Schlick und Axamer Lizum und gegen den Neubau der Patscherkofelbahn in Innsbruck.

Dem Zusammenschluss von Pitztaler und Ötztaler Gletscher stehen wir jedoch grundsätzlich positiv gegenüber. Dort wird auch kein Steuergeld verwendet.

Dominik Oberhofer: Ja, wir sind in dieser Frage sicherlich ein Gegenpol zur schwarz-blauen Regierung.

Drei konkrete Vorschläge für Unternehmen wären:

- Neugestaltung des Fremdenverkehrsförderungsbeitrages – jeder und jede UnternehmerIn in Tirol, egal ob Bestatter, Fahrschule oder Freiberufler, bezahlt vom Umsatz einen gewissen Promillebetrag pro Jahr (62 Mio. Euro jährlich). Die größten Nutznießer des Tiroler Tourismus – Buchungsplattformen wie booking.com, HRS, etc. – bezahlen jedoch keinen einzigen Cent. Das muss sich ändern. Wir wollen künftig nur mehr Unternehmerinnen und Unternehmer verpflichten, die unmittelbar vom Tourismus profitieren (Liftunternehmen, Skischulen etc.) und alle anderen freistellen.

- Wir wollen die Transparenzdatenbank befüllen, weil ich im Förderdschungel ein System ÖVP vermute, das es trockenzulegen gilt. Transparenz ist hier das beste Desinfektionsmittel.

- Deutlicher Abbau der Bürokratie in der Landesverwaltung. Hierfür würden mir – von der Entrümpelung der Bauordnung bis zur Neugestaltung der Lehrzeiten in der dualen Ausbildung – tausende Beispiele einfallen.

Dominik Oberhofer: Dieser Vorschlag der FPÖ ist ein absoluter Blödsinn. Den Ärztemangel haben wir nicht in den Kliniken, sondern in den Praxen. Dort vor allem bei Kassenärzten. Wir müssen uns darum kümmern, dass die Beiträge der Versicherten bei den Ärzten ankommen und nicht in der Verwaltung versickern und steckenbleiben. Die Tiroler Gebietskrankenkasse hortet über 70 Millionen Euro Rücklagen und circa sieben Millionen Euro Wertpapiervermögen. Sie ist aber keine Sparkasse, sondern eben ein Versicherungsträger und sollte sich darum kümmern, dass das Geld für die Patienten verwendet wird.

Zu den Uni-Absolventen: Als Unternehmer bin ich der Meinung, dass die Digitalisierung eine unglaubliche Chance für Tirol sein kann. Wenn aber bei mir im Hotel in Telfes, nur 20 Kilometer von Innsbruck entfernt, nur acht Gäste netflixen können und danach bricht das Internet zusammen, dann haben wir ein Gefühl dafür, wo wir in diesem Bereich stehen. Wir müssen in High-Speed-Internet ebenso wie in den Wissenschaftsstandort investieren.

Dominik Oberhofer: Wir würden uns das Vorarlberger Modell – mehr Sachleistungen – auch für Tirol wünschen.