Es müssen nicht unbedingt separate Deutschklassen sein. Wer in Deutsch noch nicht mitkommt, kann auch in der regulären Klasse bleiben, wenn die Schule Platznöte hat.

Foto: Ute Grabowsky/photothek.net

Wien – Bei den umstrittenen separaten Deutschklassen dürfte es vielfältige Abstriche geben. Laut Bildungsministerium kann es auch abseits von Wien Abweichungen geben. Schulen mit einem hohen Anteil an Nichtdeutschsprachigen können demnach vom Modell der separaten Klassen abgehen. Das bestätigte eine Sprecherin dem STANDARD.

Zuvor war bekannt geworden, dass an Wiener Schulen Ausnahmen erlaubt sind, wenn es Platznöte gibt. Diese Schulen können dann zum Beispiel in integrativen Klassen unterrichten oder Nichtdeutschsprachige in Mehrstufenklassen zusammenfassen.

Auch in Bundesländern offen

Diese Option steht nicht nur Wiener Schulen offen, sondern auch Standorten in den Bundesländern, wie die Ministeriumssprecherin bestätigt: "Das ist eine Frage der Schulautonomie." Bis jetzt habe sich aber keine Schule aus den Bundesländern gemeldet.

Laut einer Schätzung des Ministeriums wird es jedenfalls bundesweit deutlich weniger separate Deutschklassen geben als ursprünglich angenommen. Statt 1900 Klassen werden es weniger als 1.000 Deutschklassen sein, die an Volksschulen, Neuen Mittelschulen und Polytechnischen Schulen eingerichtet werden.

Der Grund: Die Bundesländer hatten laut Ministerium in ersten Schätzungen höhere Zahlen angegeben, um sich finanzielle Mittel zu sichern. Nun lässt sich aufgrund der Anmeldungen aber abschätzen, wie viele es wirklich sind. In Vorarlberg etwa ging man ursprünglich von 79 Klassen aus, jetzt stehen nur noch neun Klassen auf der Liste.

Spürbare Einschnitte

War es also viel Aufregung um nichts, und alles bleibt wie gehabt? Nein, sagen zwei Wiener Direktoren im STANDARD-Gespräch. Unterm Strich gebe es künftig nämlich weniger Deutschförderung. An Neuen Mittelschulen beispielsweise stehen für Quereinsteiger im zweiten Jahr nur noch sechs Deutschförderstunden zur Verfügung – bisher waren es elf Stunden.

Dieser Einschnitt werde in allen Stunden spürbar sein, sagt Erika Tiefenbacher, Direktorin an einer Neuen Mittelschule in Wien-Währing: Je weniger Unterstützung die Schüler erhalten, desto weniger gut können sie in allen Fächern dem Unterricht folgen. Die Deutschförderstunden waren von der Bundesregierung mit den stark rückläufigen Flüchtlingsankünften begründet worden. Ein Argument, das der Wiener Volksschuldirektor Horst Edgar Pintarich "nicht nachvollziehen" kann: "Ein Kind, das 2015 mit drei Jahren hierhergekommen ist, geht heute in die Volksschule und braucht Unterstützung." (Maria Sterkl, 27.6.2018)