Sie haben ein 13-jähriges Mädchen über sechs Stunden in einer Wohnung in der Stadt Salzburg festgehalten, geschlagen, gequält, getreten, bedroht und gedemütigt. Am Montag mussten sich die sechs Jugendlichen im Alter zwischen 14 und 17 Jahren vor dem Landesgericht Salzburg verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft ihnen schwere Körperverletzung, Nötigung, Freiheitsentziehung und gefährliche Drohung vor. Die Österreicher sind teilweise schon wegen Gewalt- und Eigentumsdelikten vorbestraft. Drei von ihnen sitzen noch in Untersuchungshaft.

Das Martyrium des Mädchens begann mit einer Watschenrunde. "Sie ist auf dem Barhocker gesessen, und jeder ist einmal hingegangen und hat ihr eine Watsche gegeben", sagt die 14-jährige Schülerin, die Teil der Clique ist. "Warum macht man bei so einem Scheiß mit?", fragt Richterin Nicole Haberacker. "Ich weiß es nicht", ist die Antwort, die beim Prozess von allen Beteiligten mehrmals zu hören ist.

Zigarette auf Stirn ausgedrückt

Einer der Burschen habe die andere aufgefordert zuzuschlagen. Alle haben mitgemacht. Sogar die 16-Jährige, die vor Gericht behauptet: "Sie ist meine beste Freundin. Ich weiß nicht, was mit mir los war." Sie soll laut Aussage der anderen auch eine Zigarette auf der Stirn des Opfers ausgedrückt haben. Vor Gericht bekennt sie sich nur teilweise schuldig. Eine Watsche habe sie ihr gegeben. Alles andere wisse sie nicht mehr, weil sie ein Gramm Speed gezogen habe.

"Sie ist von allen bespuckt worden", sagt die beste Freundin. "Von Ihnen auch? Sie bespucken Ihre beste Freundin?", fragt Haberacker. "Er hat gesagt: 'Mach auch'. Ich weiß nicht, ich hab es einfach gemacht." Die Demütigungen gingen immer weiter. Sie schnitten ihr die Haare ab, beschmierten sie mit Eyeliner und Zahnpasta und gossen ihr Wasser mit Zigarettenstummeln über den Kopf.

In den Rücken getreten

Die Verletzungen wurden immer brutaler. Immer wieder gaben die drei Burschen und drei Mädchen der 13-Jährigen Ohrfeigen. Eine 17-Jährige schlug ihr mit der Faust ins Gesicht, sodass die Jugendliche nach hinten fiel und kurz ohnmächtig wurde. Die 16-Jährige trat dem Mädchen in den Rücken, als ihr ihre "Freundin" die Zahnpasta aus den Haaren wusch. Immer wieder flehte die Jugendliche darum, gehen zu dürfen, doch die Clique machte weiter und drohte ihr, sie umzubringen, wenn sie zur Polizei ginge.

Die Erklärungen der Jugendlichen, warum sie das Mädchen stundenlang gequält haben, bleiben vage. "Erst war es nicht so ernst gemeint, aber dann ist es außer Kontrolle geraten", sagt die Schülerin. Die beste Freundin meint: "Es war einfach eine Gruppendynamik. Einer hat angefangen und die anderen mitgemacht." Und die 17-Jährige sagt: "Es hat sich alles aufgeschaukelt."

"Wir geben's ihr zurück, nur noch härter"

Der Auslöser der Gewaltorgie klingt banal. Die 13-Jährige habe über Freundinnen gelästert, die 14-Jährige als Hure beschimpft und ihr die Schuhe weggenommen. "Nachdem ihre Schuhe mit Urin versifft wurden", gibt die Richterin zu bedenken.

Auch einen der 17-Jährigen soll das Opfer zuvor als Hurensohn beschimpft haben. "Wir haben gesagt, wir geben's ihr zurück, nur noch härter", sagt der Bursch vor Gericht. Während der Tat habe er sich schon gedacht, er solle aufhören. "Aber was soll ich gegen fünf Leute machen?", versucht er sich in einer Erklärung.

Dem zweiten 17-Jährigen wird zudem vorgeworfen, sich mit einem gestohlenen Auto eine Verfolgungsjagd mit der Polizei geliefert zu haben. Er ist dabei mit rund 110 Stundenkilometern in das Polizeiauto gekracht. Dass die beiden Polizisten dabei verletzt wurden, sei ihm "wurscht", weil die Polizei ihm früher Taten angehängt habe, die er nicht begangen habe, erklärt der Bursch kühl. Der Prozess wird am Dienstag fortgesetzt. (Stefanie Ruep, 16.7.2018)