Wien – Austria gegen Austria als 11-Uhr-Matinee auf dem Sportclubplatz in Hernals – eine verlockendere Manier um in den Sonntag zu gleiten ist kaum vorstellbar. Ermöglicht wurde sie dankenswerter Weise von Österreichs Fußball-Cup. In dessen erster Runde nämlich empfing die blau-gelbe Austria XIII den etwas bekannteren violetten Namensvetter.

Der Wiener Stadtligist aus Penzing hatte stadteinwärts emigrieren müssen, da der heimische, gleich neben dem Friedhof Baumgarten gelegene Kinkplatz als untauglich zum Empfang eines Bundesligisten eingestuft worden war. Den Amateuren entgeht dadurch wohl ein schönes Geschäft, denn die Aufwendungen für Organisation und Sicherheit steigen dadurch erheblich.

Die älteste Austria

Es war ein Duell Klein gegen Groß, keine Frage. Über die 13er aber gibt es nichtsdestoweniger einiges zu sagen. Zum Beispiel, dass sie mit dem Gründungsjahr 1913 die älteste Austria Österreichs sind. Die diesmaligen Gegner etwa führen den Namen erst seit 1926. Der "Sport- und Geselligkeitsverein Austria XIII" ordnete sich in den 1920er Jahren als Mitglied der Vereinigung der Amateur-Fußballvereine Österreichs (VAFÖ) in die organisierte Arbeitersportbewegung ein. Der sozialdemokratische VAFÖ organisierte eine eigene Meisterschaft, als nach 1934 die Diktatur des Ständestaates errichtet wurde, war es mit dem Arbeitersport aber schnell vorbei. Erst nach dem Ende des 2. Weltkrieges konnte der Verein neu organisiert werden, inklusive eines Kuriosums: Da Baumgarten 1938 von Hiezing getrennt und Penzing zugeschlagen worden war, gibt es seit damals 13er im 14. Bezirk.

In seinem fünften Jahr bei Austria XIII: Trainer Michael Keller (rechts: Uros Matic von der Wiener Austria).
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Ein Trainer mit Vergangenheit

Sprung in die Gegenwart. Als Neunter der viertklassigen Stadtliga qualifizierte sich Austria XIII erst über den Umweg des Wiener Pokalbewerbs für den heutigen Auftritt. Das Team von Trainer Michael Keller gewann den Bewerb durch einen 4:3-Finalsieg gegen Anton Polsters Wiener Viktoria. Keller? Bei diesem Namen merkt der geneigte Fußballfreund auf, hat doch der heute 55-Jährige Anteil an einer der größeren Überraschungen in der Geschichte des ÖFB-Cups. Mit Außenseiter Stockerau düpierte er 1991 im Endspiel Rapid und holte den Titel. Im Europapokal folgte daraufhin das Geschenk Tottenham Hotspur, an dem die Niederösterreicher nur knapp (zweimal 0:1) scheitern sollten. Beim Heimspiel im Wiener Stadion verschoss Verteidiger Keller einen Elfmeter.

Man habe sich bei der Auslosung einen Großklub gewünscht, sagte der Mann mit Überraschungs-Know-how nun. Seine Burschen würden sich gegen den Favoriten aus Favoriten gut verkaufen. Damit das gelingen möge, wurde sogar der ursprünglich für Mitte Juli anberaumte Trainingsauftakt vorgezogen. Immerhin, die Wiener Austria ist mit 27 Titeln Rekordcupsieger und in 63 Teilnahmen nur sechs Mal in Runde eins ausgeschieden. Letztmals begab sich eine solche Blamage 1998 beim zu diesem Zeitpunkt drittklassigen SCR Altach.

Austria XIII verteidigte über weite Strecken wacker.
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Fordernde Unterlage

Auf regenfeuchtem und ziemlich langem Hernalser Rasen begannen die Gäste überlegen, aber unpräzise. Insbesonders weite Bälle endeten mit ziemlicher Sicherheit im Nirgendwo. Die weit zurückgezogenen Amateure konzentrierten sich vor 2.150 Zuschauern auf den Lückenschluss, zu eigenen Akzenten waren sie nicht in der Lage. Der Ballbesitz der Wiener Austria ging gegen 100 Prozent, mit der ersten guten Aktion gelang die Führung: Alon Turgeman verarbeitete einen Wechselpass Thomas Salamons auf der rechten Seite ideal, seine Hereingabe verwertete Kevin Friesenbichler aus Kurzdistanz (12.).

Hernach plätscherte die Partie bei gemütlicher Pace vor sich hin. Dass ein womöglich von etwas Frust befeuertes Ausputzen Michael Madls auf die neben dem Stadion gelegene Kainzgasse in Erinnerung blieb, spricht nicht unbedingt für Ereignisreichtum. Dejan Pantovic, Goalie der 13er, wurde vor der Pause nur noch zweimal geprüft.

Nach dem Wechsel änderte sich an der Charakteristik des Geschehens nichts. Die Wiener Austria dominierte, gefährlich wurde man selten – Durchschlagskraft und Tempo fehlten, das in üblem Zustand befindliche Geläuf spielte ebenfalls seine Rolle. Das sicher scheinende 0:2 erzielte der durchgebrochene Dominik Prokop dann doch nicht, schob den Ball hingegen elegant am Tor vorbei (52.). Dieses hütete nun der erst 16-jährige Jakob Odehnal, der seine Sache bei zwei Gelegenheiten bestens machte.

Nichts zu machen für Keeper Odehnal beim 0:2 durch Turgeman.
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Deutlichkeit im Finish

Die 13er brachten dann immerhin zwei Schüsse in die ungefähre Richtung des schwer unterbeschäftigten Patrick Pentz, ehe die Violetten Albträume von der Verlängerung doch im Keim erstickten. Turgeman profitierte diesmal vom Assist des Kapitäns Alexander Grünwald und erhöhte (71.). Kurz vor Schluss erwies sich der eingewechselte Venuto als zu flink, Robert Kresser wusste sich nur mit einem Foul zu helfen. Den verhängten Elfmeter verwandelte Uros Matic sicher (85.) zum 0:3. Für den Endstand sorgte Grünwald mit einem gepflegt verwandelten Freistoß. Da lief bereits die Nachspielzeit (90 +3).

Die ältere Austria verabschiedet sich somit mit Anstand aus dem Pokal, während die jüngere den ersten Schritt in Richtung eines Finales zu Hause erfolgreich absolvierte. Schließlich findet das Endspiel 2019 in der nagelneuen Favoritner Generali-Arena statt. (Michael Robausch, 22.7. 2018)

Ergebnis ÖFB-Cup, 1. Runde:

A XIII Auhof Center– Austria Wien 0:4 (0:1).

Tore: Friesenbichler (12.), Turgeman (71.), Matic (85./Elfmeter), Grünwald (93.)