Beate Meinl-Reisinger versuchte die Neos als Partei der Mitte zu bewerben.

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Für das zweite der ORF-"Sommergespräche" ließen die Interviewer Hans Bürger und Nadja Bernhard die Sonne wieder aufgehen: Entgegen jener verdüsterten Abendkulisse, in der letzte Woche noch Peter Pilz zur Reue gemahnt wurde, durfte sich Beate Meinl-Reisinger von den Neos vor den sattesten Farben der Rossatzer Weingärten präsentieren.

Beate Meinl-Reisinger will einen unabhängigen Bürgermeister in Wien.
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Ihren ersten großen TV-Auftritt in Nachfolge des Politentertainers Matthias Strolz wusste diese durchaus zu nutzen. Resch und frisch wie der Wachauer Rebensaft wollte sie sich geben. Flott und mit Zug zur Pointe versuchte sie die Neos als Partei der Mitte zu bewerben. Dort sei man mittlerweile alleine, denn: "Die ÖVP macht die Arbeit der FPÖ", und die Linke beschwöre "einen neuen Klassenkampf herauf". "Die Leute halten diese Polarisierung nicht mehr aus", sagte Meinl-Resinger. Das Leben, das sei nie schwarz-weiß, "ich sage immer, es ist fifty shades of grey, nur nicht so lustig."

Sicherheitstaktik

Fünfzig Nuancen Neos, hatte man das Gefühl, bekam man bei vielen Themen geliefert: Nie ganz festlegen, Positionen andeuten und wenn nötig wieder relativieren – das schien die Sicherheitstaktik Meinl-Reisingers zu sein.

Wie viel wir angesichts der Digitalisierung zukünftig arbeiten sollen? Die Frage umschiffte sie. Man dürfe den Anschluss an China und die USA nicht verlieren. Hart und emotional wurde die Neos-Chefin beim Thema FPÖ (keine Koalition), der Knicks der Außenministerin vor Putin? "Ein Kniefall vor einem Autokraten".

Das Wasser übrigens hätten die Neos nie privatisieren wollen, versicherte Meinl-Reisinger und hob ihr Wasserglas demonstrativ zu einem "Prost!". Das hätte auch ein Matthias Strolz nicht besser hinbekommen. (Stefan Weiss, 20.8.2018)