Auf dem Arbeitsmarkt gibt es veritable Probleme, denen viel zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt wird. Die Zahl der Jobsuchenden ist angesichts der Hochkonjunktur viel zu hoch. Dass gleichzeitig immer mehr offene Stellen unbesetzt bleiben, verdeutlicht das Missverhältnis zwischen gesuchten und angebotenen Qualifikationen – Stichwort Fachkräftemangel. Geradezu grotesk erscheinen die regionalen Ungleichgewichte, die Folge mangelnder Mobilität der Österreicher sind. Dazu zeigt die hohe Zahl an Langzeitarbeitslosen nicht nur Qualifikationsprobleme auf – sondern auch, dass die Anreize, einen Beruf anzunehmen, zumindest in gewissen Fällen zu gering sind.

Kleine Schrauben

Die Regierung hat die Probleme schon im Regierungsprogramm analysiert und in einigen Bereichen die richtigen Schlüsse gezogen. Beim Jobgipfel am Mittwoch wartete man allerdings vergeblich auf deren Umsetzung.

Da wurde lediglich an kleinen Schrauben gedreht, ohne systematische Korrekturen vorzunehmen. Größere Reformen werden erst ausgearbeitet – wenn überhaupt. Das mag auch an den Differenzen zwischen den Koalitionspartnern liegen. Die FPÖ – die selbsternannte Partei des kleinen Mannes – will ihre Klientel nach dem Beschluss des Zwölfstundentages nicht neuerlich vergrämen. Die ÖVP scheint den Druck herauszunehmen, um den Juniorpartner nicht tiefer in die Sackgasse zu treiben. Die Angst vor der eigenen Courage ist jedenfalls nicht zu übersehen. (Andreas Schnauder, 19.9.2018)