Udo Janßen war zunächst Wilhelm Marholds Vize und folgte ihm ab November 2014 als Chef des Wiener Krankenanstaltenverbundes (KAV) nach. Im März 2017 wurde sein Vertrag vorzeitig beendet.

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Udo Janßen als Zeuge vor dem KH Nord Untersuchungsausschuss am Dienstag.

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Wien – Nach außen hin war der Wiener SPÖ im Vorfeld zur neunten Sitzung der Untersuchungskommission zum Bau des Krankenhauses Nord nichts anzumerken. Hinter den Kulissen wurde aber vor dem lange erwarteten Auftritt von Udo Janßen, dem Ex-Chef des Wiener Krankenanstaltenverbunds (KAV), die Nervosität von so manchem Genossen ruchbar.

Janßen, der im März 2017 nach nicht einmal zweieinhalb Jahren im Amt als KAV-Chef geschasst wurde, könnte die Stadtregierung in der Causa Spital Nord belasten. Denn die bisherigen Befragungen im Rahmen der Kommission werfen kein gutes Licht auf Janßens Performance als KAV-Chef: Personen, die sehr gut mit dem Projekt vertraut waren, wurden versetzt oder durch in ihren Augen falsche Entscheidungen des Managements so vergrämt, dass sie den KAV selbst verließen.

Mehrkosten mussten eingeräumt werden

In der Amtszeit von Janßen musste der KAV außerdem – in mehreren Etappen – eine Kostenexplosion beim Spitalsprojekt einräumen. Erklärt wurden die massiven Mehrkosten zunächst vor allem durch die Pleite einer Fassadenfirma und falsche Statikberechnungen.

Zeugen sagten auch aus, dass Janßen – der in einem seiner absolvierten Studien einen Schwerpunkt auf Krisenmanagement legte – zu wenig Überblick gehabt und die Augen vor bereits bestehenden Problemen beim Krankenhaus in Floridsdorf verschlossen habe. Zu hören war das nicht nur von ehemaligen KAV-Mitarbeitern, sondern auch von Beobachtern wie Brigitte Ederer. Janßen habe es schwer gehabt, weil es deutsche Manager in Österreich immer schwer hätten, so die Conclusio der Ex-SPÖ-Politikerin.

Sollte Janßen heute das Image als einer der Sündenböcke der Spitalsmisere loswerden wollen, müsste er eine damals ihm übergeordnete Instanz frontal angreifen. Das wäre die Stadtregierung, insbesondere Ex-Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely, die ihn 2013 zunächst als einen von zwei KAV-Vizechefs nach Wien holte.

Auf Verteidigungsstrategie gespannt

Auf Janßens Ablöse hatten viele gewartet – unter anderem die Ärztekammer, auch hier hatte er sich keine Freunde gemacht. Im Jänner 2017 gab Janßen sich noch zuversichtlich zu seiner Zukunft und jener des Spitals – der Bau sei bis Ende des Jahres fertig, wenn alles gut laufe, sagte er. Zwei Monate später wurde in einer sehr kurzen Pressekonferenz sein Ende verkündet. Wenige Wochen zuvor trat Wehsely zurück.

Neos-Klubchef Christoph Wiederkehr ist auf die Verteidigungsstrategie des Managers gespannt. "Immerhin haben bisher alle Zeugen vor der Kommission ausgesagt, dass es bis zum Amtsantritt von Janßen eigentlich gut funktioniert hat", sagte er dem STANDARD.

Thematisieren will Wiederkehr aber auch die Zahlung von 395.000 Euro, die die Stadt an Janßen im Zuge von seiner Ablöse im März 2017 geleistet hat. Der Vertrag wäre bis 2019 gelaufen. Hinterfragenswert ist aber auch, dass die Stadt eine Trennungsoption, die nach vertraglicher Vorlaufzeit bis November 2016 hätte gezogen werden müssen, nicht in Anspruch genommen hat.

Showdown in drei Wochen

Dass es heute in der Kommission tatsächlich einen Rundumschlag geben wird, dafür spricht auch die Sitzung von vergangener Woche. Friedrich Prem, Baumanagementexperte und ehemals eng in das Projekt Spital Nord eingebunden, sprach von teils starker Einmischung aus dem Büro der zuständigen Stadträtinnen. Außerdem kritisierte auch er Janßen und seinen Stellvertreter Thomas Balázs, der heute ebenfalls als Zeuge geladen ist. Nach Prem war die Aufregung groß. Mit den Aussagen von Richard Bock, Leiter des Aufsichtsgremiums des KAV, wurde diese verstärkt. Er gab an, er habe Wehsely "sehr früh 2014" gesagt, dass Kosten und Zeitplan nicht halten würden.

Gespannt ist auch die FPÖ. Janßen und Balázs seien neben Wehsely hauptverantwortlich für "das Chaos rund um den Spitalsriesen", sagte Gesundheitssprecher Wolfgang Seidl. ÖVP-Vertreterin Ingrid Korosec will wissen, wieso Balázs Anfang 2016 von 1,5 Milliarden Euro Kosten ausging, während der jetzige Stadtrat Peter Hacker mit 1,34 Milliarden rechnet.

Der nächste Höhepunkt folgt in drei Wochen. Dann soll Wehsely aussagen. (Lara Hagen, David Krutzler, 22.10.2018)