Doxxing ist eine besonders unerfreulich Methode, andere im Netz zum Ziel zu machen.

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Berlin – Zahlreiche Politiker, Journalisten und Prominente sehen sich derzeit mit dem Problem konfrontiert, dass private Daten von ihnen im Netz kursieren. Hauptsächlich handelt es sich dabei um Adressen, Kontaktinformationen oder private Dokumente. Andere auf diese Weise im Internet zu entblößen ist ein Phänomen, das die Bezeichnung "Doxxing" erhalten hat. Der Begriff leitet sich von "Docs", der englischen Kurzform für "Dokumente" ab.

Wenngleich solche Daten, wie in diesem Fall, wenig politische Brisanz bergen, kann ihre Veröffentlichung ernste Konsequenzen haben. Gegenüber Vice berichtet etwa ein Youtuber von telefonischer Belästigung durch Unbekannte. Problematisch ist auch, dass das preisgegebene Material Falschinformationen enthalten kann, von vielen aber für bare Münze genommen wird. Ein anderer Künstler erklärte, dass über ihn verbreitete Informationen veraltet seien. Ein weiterer gab an, dass seinem Datensatz Material hinzugefügt wurde, das nicht von ihm selber stammt und offenbar dazu dient, ihn in Misskredit zu bringen.

Gefährliche Folgen

"Doxxing" war einst eine Praxis, die rivalisierende Hackergruppen gegeneinander anwandten. Mittlerweile wird es aber häufig auch in anderem Kontext als Waffe verwendet. Die Daten lassen sich etwa missbrauchen, um sich über Identitätsklau Zugang zu weiteren Informationen zu verschaffen.

Die digitale "Entblößung" dient aber auch dazu, Menschen einzuschüchtern. Wie dies funktioniert, zeigte vor wenigen Monaten der Fall des Künstlers Schlecky Silberstein. Er hatte in Berlin für ein Satirevideo namens Volksfest in Sachsen Szenen einer Demonstration nachgestellt, um die Massenproteste in Chemnitz nach der Ermordung eines jungen Mannes zu parodieren.

Die AfD veröffentlichte daraufhin auf Facebook Aufnahmen von den Dreharbeiten und behauptete, es wäre ein Demonstrationsvideo gefälscht worden, um den Protest zu diskreditieren. Empörte Nutzer riefen daraufhin dazu auf, die Mitarbeiter des Teams zu identifizieren. Silberstein erreichten Beschimpfungen und Morddrohungen. Auch seine Privatadresse wurde öffentlich. Die AfD produzierte ein Video mit dem Berliner Fraktionsgeschäftsführer Frank-Christian Hansel, der zu Silbersteins Wohnung fuhr und ihn zur Rede stellen wollte.

Im Rahmen der sogenannten "Gamergate"-Kampagne kam es ebenfalls zur Veröffentlichung privater Daten, vorwiegend von weiblichen Journalisten und Spielern, die danach noch jahrelang mit Drohanrufen oder Vergewaltigungswünschen auf sozialen Netzwerken konfrontiert wurden. Manche berichteten, dass sie aufgrund der Situation zu ihrem eigenen Schutz sogar den Wohnort wechseln mussten.

Eine eindeutige politische Richtung kennt das Phänomen nicht. 2017 riefen linke Aktivisten in den USA dazu auf, Mitläufer von einem Neonazi-Aufmarsch zu identifizieren. Dabei geriet auch ein Universitätsprofessor aus Arkansas zu Unrecht in Verdacht, rechtsextreme Gruppierungen zu unterstützen. Ein Ruf, der schnell verheerende Konsequenzen für Berufs- und Privatleben haben kann.

Schwer zu bekämpfen

Mittlerweile warnen auch Organisationen wie das Reporters Committee for Freedom of Press vor den Gefahren des Doxxings und geben Handlungsempfehlungen für Journalisten, um sich zu schützen. Sicherheitsexperten wie der für IBM als Berater tätige Bruce Schneier gehen davon aus, dass das Phänomen sich in Zukunft weiter verstärkt. Gesetzgebern bereitet das Thema Kopfzerbrechen. Denn die Ver-öffentlichung von Namen und Adressen ist rechtlich nicht zwingend illegal, wenn die Quellen der Daten öffentlich zugänglich sind. (gpi, 8.1.2019)