Bundeskanzler Sebastian Kurz und US-Präsident Donald Trump anlässlich eines offiziellen Treffens im Weißen Haus in Washington.

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Sebastian Kurz weiß eindeutig, wie man sich bei so etwas gut präsentiert. Sein Auftritt mit Trump war professionell. Auch die Nacharbeit: Vor österreichischen Journalisten in Washington und im langen Interview mit Armin Wolf beschrieb er die Vorgänge offenbar einigermaßen plausibel und realistisch ("Trump ist so, wie man ihn medial kennt"). Wie sehr er dem Versuch der prominent aufmarschierten Trump-Partie widersprach, ihn gegen Brüssel als "wahren Sprecher der EU" zu instrumentalisieren, ist unklar.

Aber so klug ist Kurz, dass er den Hype des US-Botschafters Trevor Traina ("Der Präsident sprach mit dem Kanzler, als ob er mit Europa spräche") richtig einordnet.

Die SPÖ sollte sich das Kurz-Bashing für bessere Gelegenheiten aufheben. Andreas Schieder, der offizielle Geheimkandidat für die EU-Wahl, griff in einem Tweet Kurz dafür an, dass er sich mit dem Monster Trump überhaupt getroffen hat. Aber was ist mit den zahlreichen Treffen mit dem mindestens so problematischen Putin?

Das heißt nicht, dass Kurz nicht relativ bald Farbe bekennen muss. So kann er etwa nicht länger über die paranoiden Kampagnen von Parteifreund Viktor Orbán gegen George Soros und die EU hinwegsehen. Und wenn die Trump-Partie mit ihrer klaren Feindschaft gegen die EU Ernst macht, wird auch der österreichische Kanzler sagen müssen, wo er steht. Vorläufig hat er sich da aber nichts vergeben. (Hans Rauscher, 21.2.2019)