Faltbare Displays werden heuer Smartphones die wohl größte Neuerung der letzten Jahre bringen. Nach Kameramodulen mit mehreren Fotosensoren, schmaleren Rändern und einzelnen Experimenten mit einem Zweitdisplay könnte das "Origami"-Prinzip erstmals eine praktische Vereinigung von Handy und Tablet ermöglichen.

Zu Beginn werden sich am Markt zwei Geräte gegenüberstehen. Das Samsung Galaxy Fold, das im April erscheinen soll, und das Huawei Mate X, welches voraussichtlich im Juni im Handel landet. Mit massenhaftem Absatz ist aufgrund der hohen Startpreise von 2.000 bzw. 2.300 Euro nicht zu rechnen.

Die beiden Geräte sind freilich am Mobile World Congress präsent. Erste Medienvertreter, darunter Engadget und The Verge, haben kürzlich den Huawei-Stand besucht und einen näheren Blick auf das Mate X werfen können.

Huawei Mobile

Kein spürbarer Knick

Wie auch das Galaxy Fold nutzt das Falthandy ein OLED-Display aus Kunststoff. Diese Wahl ist logisch, zumal Glas nicht gerade für seine hohe Elastizität bekannt ist. Die Bilddarstellung soll sehr gut sein, befindet man bei The Verge. Zudem soll der Kunststoff-Bildschirm weniger spiegeln. Man hat außerdem eine gute Nachricht: Ist das Mate X einmal entfaltet, ist an der Knickstelle keine Unebenheit zu erfühlen. Bei Engadget stellte man aber "Erhebungen" an anderen Stellen fest, die laut Huawei beim finalen Modell aber nicht mehr vorhanden sein sollen. Die Verarbeitung des Gerätes macht darüber hinaus einen wertigen und sehr stabilen Eindruck.

Das Handy ist zudem auffallend schwer, was wohl auch dem recht großen 4.500 mAh-Akku geschuldet sein dürfte. In gefalteter Form sorgt ein Verriegelungsmechanismus dafür, dass das Gerät in seiner Form bleibt. Dieser erscheint zwar nicht notwendig, gibt aber zusätzliche Sicherheit. Unklar ist hingegen, mit welcher Technologie Huawei den Bildschirm vor Beschädigungen schützt, zumal Gorilla Glass noch keine Lösung für faltbare Geräte anbietet.

Foto: STANDARD/Sulzbacher

Fast quadratisches Tablet

In entfalteter Form erstreckt sich das Display über einen beinahe quadratischen Formfaktor von 8:7,1, für die es auch einen eigenen Porträt- und Landscapemodus gibt. Beim Auseinanderklappen wechselt das Gerät von der Handy- zur Tabletoberfläche, die man bei Huawei schon von Geräten wie dem Mediapad kennt. Huawei nutzt also offenbar seine eigene EMUI anstelle des "Foldables"-Interface, dass im November zu Android ergänzt wurde. Beim Umschalten fielen noch kleinere Bugs auf.

Im eingeklappten Handymodus betrachtet das System die beiden Hälften des Bildschirms jeweils als eigenes Display. Das ist unter anderem auch deswegen notwendig, weil es nur ein Kamera-Modul gibt. Wer mit der Triple-Cam ein Selfie aufnehmen möchte, muss das Mate X nur drehen und bekommt den Kamera-Output auf der richtigen Seite angezeigt. Fotografiert man andere Personen, so können diese ebenfalls vorab sehen, wie das Resultat in etwa aussehen wird.

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Foto: Reuters

Warten auf 5G

Eine große Unbekannte bleibt das 5G-Modem, das Huawei in das Falthandy eingebaut hat. Spannend wird, welche Geschwindigkeiten damit erzielt werden können und wie es sich auf die Akkulaufzeit auswirken wird. In der Praxis werden sich diese Fragen zum Marktstart des Mate X aber noch kaum jemandem stellen, denn im Moment gibt es noch kaum 5G-Netze abseits von Testinstallationen. In Österreich läuft derzeit die Versteigerung erster Frequenzen. Ende des Jahres könnten der neue Standard erstmals in Ballungszentren "live" gehen.

Insgesamt vermitteln die Ersteindrücke des Mate X einen positiven Eindruck, wenn man berücksichtigt, dass die Gerätekategorie der Falthandys noch in den Kinderschuhen steckt, aus denen sie erst hinaus wachsen muss. Bis dahin sind sie vor allem ein Spielzeug und Statussymbol für Early Adopter mit größerem Budget. (gpi, 26.02.2019)