Die Ermittlungen zum Tötungsdelikt in Innsbruck gestalten sich schwierig.

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Innsbruck – Nach dem Gewaltverbrechen in einer Innsbrucker Wohnung mit einem Toten vermutet das Tiroler Landeskriminalamt einen sexuellen Übergriff des Opfers, eines 28-jährigen Pakistani, als Motiv für die Tat. Als hauptverdächtig gilt ein 22-jähriger Inder, der sich zusammen mit zwei weiteren Frauen in seiner Wohnung, die zum Tatort wurde, aufgehalten hatte, sagte LKA-Leiter Walter Pupp bei einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz.

Die Ermittlungen gestalten sich schwierig, weil es neben der Sprachbarriere bei den Einvernahmen auch erkennungsdienstliche Probleme gab, das Opfer eindeutig zu identifizieren. Mittlerweile sei aber klar, dass es sich beim Getöteten um einen Pakistani handelt, gegen den 2017 in Österreich ein Aufenthaltsverbot verhängt worden war. Der Mann ist 2014 als Asylwerber ins Land gekommen, nachdem er zuvor schon in Griechenland und Ungarn Asylanträge gestellt hatte.

Opfer war verurteilter Sexualtäter

Noch 2014 hat er laut Landeskriminalamt in Innsbruck mehrere massive Sexualdelikte verübt. So wurde der Mann wegen rund eines Dutzends versuchter und vollzogener Vergewaltigungen zu fünf Jahren Haft verurteilt. Für einen Ersttäter sei dies eine recht hohe Strafe, so Pupp. Nachdem er drei Jahre dieser Freiheitsstrafe verbüßt hatte, wurde er 2017 vorzeitig entlassen und mit einem achtjährigen Aufenthaltsverbot belegt.

Warum er nicht zur umgehenden Abschiebung in Schubhaft genommen wurde, könne man seitens des LKA Tirol nicht sagen, denn dafür sei das Bundesamt für Asyl- und Fremdenwesen (BFA) zuständig. Nach seiner Entlassung sei der Mann umgehend nach Italien ausgereist, wo er im Raum Turin gelebt haben soll. Wie die Ermittlungen zeigten, sei er aber auch immer wieder als "U-Boot" in Tirol aufhältig gewesen.

Mutmaßlicher Täter betreibt Lokale in Tirol

Dort war er nämlich unter anderem mit dem nun hauptverdächtigen Inder befreundet. Der war 2013 nach Österreich gekommen, ist im Besitz der Rot-Weiß-Rot-Karte und betreibt mit seiner Familie mehrere Lokale in Tirol. Der Inder wusste offenbar von der kriminellen Vergangenheit seines pakistanischen Freundes, so Ermittler Pupp.

Am Vorabend der Tat fuhren die beiden Männer nach Fulpmes im Stubaital, wo sie die beiden Frauen abholten, die ebenfalls am späteren Tatort angetroffen wurden und derzeit in Polizeigewahrsam sind.

Bei den Frauen handelt es sich um eine 20-jährige italienische Staatsbürgerin, die in Deutschland geboren wurde und indischer Abstammung ist. Sie ist zugleich die Freundin des Hauptverdächtigen und lebt in Fulpmes. Bei ihr war an diesem Abend ihre beste Freundin, eine 21-jährige Inderin, die in Bruneck in Südtirol lebt.

Widersprüchliche Angaben zum Tathergang

Das Quartett fuhr am Dienstagabend in die Wohnung nach Innsbruck, wo man gemeinsam viel Alkohol konsumiert hat. Zum Tatablauf gebe es derzeit widersprüchliche Angaben, wie Pupp erklärte. Der Hauptverdächtige gibt an, dass er gegen drei Uhr die Toilette aufsuchte, als er in der Wohnung Hilferufe hörte. Er habe dann den Pakistani mit einem Küchenmesser in der Hand vorgefunden, mit dem dieser die beiden Frauen offenbar bedrohte.

"Es stehen zudem sexuelle Übergriffe im Raum", so Pupp. An welcher der beiden Frauen diese verübt worden sind, sei noch unklar. Dann sei die Situation eskaliert, und im Zuge eines Handgemenges soll der Pakistani gestürzt und in das Messer gefallen sein. Daraufhin habe der Inder "blind vor Wut" auf diesen eingestochen und ihm massive Verletzungen im Bauchraum, am Hals und Gesicht zugefügt. Zudem habe er dem Opfer die rechte Hand abgetrennt.

Polizei schließt religiöse Motive aus

Die Polizei geht derzeit von einer Gewalttat im Affekt im Zusammenhang mit massivem Alkoholkonsum aus. Die Art und Weise der ausgeübten Gewalt könnte mit der Religionszugehörigkeit des mutmaßlichen Täters, er ist Sikh, zusammenhängen, aber die Tat selbst sei nicht als religiöser Konflikt zu bewerten.

Die Staatsanwaltschaft Innsbruck hat die U-Haft über die derzeit in Polizeigewahrsam befindlichen drei Personen beantragt. Die Entscheidung des Gerichts wird für Freitag erwartet, sagte Staatsanwaltschaftssprecher Hansjörg Mayr. Die Obduktion des Opfers habe ergeben, dass dieses an den Folgen massiver Stichverletzungen verstorben ist. Die Ermittlungen zum genauen Tathergang würden aber wohl noch einige Zeit in Anspruch nehmen.

So ist bislang unklar, was in der Zeit von der vermutlich verübten tat um drei Uhr morgens bis zur Alarmierung der Polizei um 7.45 Uhr passiert ist. Die Frauen geben an, geschlafen zu haben, so Pupp. Alarmiert wurden die Einsatzkräfte vom Freund der in Bruneck lebenden Inderin, einem Südtiroler, der am Mittwoch aus beruflichen Gründen in Dänemark war. (Steffen Arora, 11.4.2019)