Whoopi Goldberg maßregelte Dominic Thiem in ihrer TV-Show "The View".

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Eben noch unüberlegt über Serena Williams gemeckert, schon einen kräftigen verbalen Return von Whoopi Goldberg kassiert – in der schönen neuen Welt der Erregungskurven kann es echt unsportlich zugehen. Selbiges ist Österreichs Tennisass Dominic Thiem widerfahren, nachdem er dem US-Superstar eine "schlechte Persönlichkeit" attestiert hatte. Williams wollte ihren Frust über ihr Ausscheiden bei den French Open möglichst rasch mit der Welt teilen. Thiem musste deshalb seine Pressekonferenz vorzeitig beenden. Und war seinerseits ziemlich erbost.

Wer sich nun fragt, warum Whoopi Goldberg in der von ihr moderierten Talk-Show The View gerade kein besseres Thema fand, übersieht, dass die Sendung mit dem flotten Urteil über leichte Themen seit 20 Jahren erfolgreich ist. Und die Chance, einer schwarzen Galionsfigur wie Williams zur Seite zu stehen, lässt sich Goldberg ihrerseits nicht entgehen. Was dann genau wer über wen gesagt hat, spielt oft gar keine so große Rolle mehr. Hauptsache, die solidarische Geste stimmt.

Eckt immer wieder an

Die Schauspielerin steht der Talk-Show abwechselnd mit drei anderen Frauen seit 2007 vor. Mit ihren Ansichten stieß sie schon öfters auf Kritik. Ihre saloppe Maßregelung von Thiem ("Hör mal zu, Mann, keiner weiß, wer du bist.") ist im Vergleich dazu, dass sie schon einem arg angeschlagenen Bill Cosby zur Seite stand, noch relativ harmlos.

Umgekehrt bezieht die 1955 in New York geborene Goldberg, deren bürgerlicher Name Caryn Elaine Johnson lautet, ihre Authentizität eben davon, dass sie Überschwänglichkeit mit Direktheit paart – und sich über die Folgen wenige Gedanken macht. Ihre Fähigkeiten, als Performerin mit schneller Lippe auf der Bühne zu bestehen, erlernte sie Ende der 70er-Jahre bei einer avantgardistischen Komikertruppe. Filmregisseur Mike Nichols hievte sie später auf den Broadway.

Durchbruch mit Spielberg

Der Durchbruch gelang Goldberg in einer unüblich getragenen Rolle in Steven Spielbergs Südstaatendrama Die Farbe Lila, die ihr eine erste Oscar-Nominierung einbrachte (den sie dann für Ghost gewann). Ihr größten Erfolge feierte sie mit Komödien wie Sister Act, in dem sie als Sängerin in den Habit einer Nonne schlüpft. Daneben machte Goldberg, die mehrmals die Oscar-Gala moderierte, nicht zuletzt mit mehreren Ehen von sich reden. Und mit ihrem Mundwerk, in dem sich Anliegen und Unterhaltungswert oft überschneiden. (Dominik Kamalzadeh, 5.6.2019)