Wir haben in Österreich einen verklemmten Umgang mit unseren Gehältern. Beim Kollegen oder der Kollegin mit dem gleichen Job nachfragen, wie viel er oder sie eigentlich verdient, ist vielen unangenehm. Dabei sollten es vor allem Frauen ganz genau wissen – Stichwort Lohnschere, Stichwort Gehaltsdiskriminierung.

Seit genau zehn Jahren gilt in Österreich ein Lohntransparenzgesetz: Unternehmen mit 150 Beschäftigten oder mehr müssen Einkommensberichte vorlegen und damit zeigen, wie die Bezahlung von gleichen und vergleichbaren Tätigkeiten in ihrem Betrieb aussieht. Zumindest theoretisch, denn wenn sie keine Berichte erstellen, passiert auch nichts. Die grüne Frauensprecherin Meri Disoski forderte nun, dass schon Betriebe mit 35 Beschäftigten Einkommensberichte vorlegen sollen.

Das ist ein guter Anfang. Es fehlt allerdings noch eine Verpflichtung dazu, die diesen Namen auch verdient. Ohne Sanktionen wird es nicht gehen, denn das Lohntransparenzgesetz, so zahnlos, wie es jetzt ist, hat wenig bewirkt.

Die Lohnschere hat sich seit 2011 um mickrige 3,6 Prozentpunkte verringert, von 23,5 auf 19,9 Prozent bei den Bruttostundengehältern in der Privatwirtschaft. Den Corona-bedingten Einbrüchen bei den Fraueneinkommen in den kommenden Monaten und vielleicht Jahren muss dringend wirkungsvolle Gleichstellungspolitik entgegengesetzt werden. Nett zu fragen hat insbesondere bei Frauenagenden noch nie etwas gebracht. (Beate Hausbichler, 8.3.2021)