Natürlich: ÖVP-Mitglieder bekommen durch Parteizugehörigkeit nicht automatisch Wirtschaftskompetenz eingepflanzt. Aber über die Ironie, dass die Zustände im Vorarlberger Wirtschaftsbund so rein gar nichts mit einem Verständnis vom Wirtschaften zu tun haben, kann dieser Tage kaum hinweggesehen werden. Jeder Hobbyverein hat eine bessere Buchhaltung.

Die Zustände im Vorarlberger Wirtschaftsbund haben nichts mit einem Verständnis vom Wirtschaften zu tun.
Foto: APA/STIPLOVSEK DIETMAR

Da sind einerseits schlecht dokumentierte Barauszahlungen über mehrere Tausend Euro – Zweck: "Diverses". Belege? Fehlanzeige. Dieses Geld ging auch an ÖVP-Politiker. Die nennen das "Verfügungsmittel" und zucken nur die Schultern.

Da ist aber auch eine Steuerschuld, wahrscheinlich in Millionenhöhe. Man habe eben eine geänderte Rechtslage übersehen. Tja. Dabei ist der Wirtschaftsbund jene Teilorganisation, die Unternehmerinnen vertritt. Und die ÖVP jene Partei, die seit Jahrzehnten den Finanzminister stellt.

Es geht natürlich um weit mehr als Ironie: um Steuergeld, Pflichtbeiträge und Mitgliedsbeiträge – um Geld von allen Bürgern – das nicht nur intransparent einer Partei zufloss, sondern auch in die privaten Kassen von hohen Funktionären.

Solche Vorgänge sind unentschuldbar und verlangen eine ausführliche Erklärung. ÖVP-Politiker schweigen aber lieber oder wiederholen leere Stehsätze. Neben den Vorgängen im Wirtschaftsbund an sich ist auch dieses Verhalten ein absolutes Armutszeugnis. Vor allem für den Landeshauptmann. (Lara Hagen, 21.4.2022)