Um die Hälfte weniger Fälle von Steuerbetrug wurden 2021 im Vergleich zu den zwei vorherigen Jahren bearbeitet

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Die Ergebnisse der jährlichen Steuerfahndung zeigen, in welchen österreichischen Hinterzimmern die Millionen schlummern. Die Gesamtsumme der Nachzahlungen aus dem Jahr 2021 ist mit 56 Millionen Euro allerdings erstaunlich gering.

2020 betrugen die Einnahmen laut Finanzministerium noch 172 Millionen Euro, für 2019 berichtete DER STANDARD über Nachzahlungen in Höhe von 104 Millionen. Es wurden außerdem um die Hälfte weniger Fälle bearbeitet: 2019 und 2020 verzeichnete das Ministerium noch mehr als 500 abgeschlossene Fälle, 2021 nur noch 221. Insgesamt wurden 45 Hausdurchsuchungen an 158 Einsatzorten durchgeführt und dabei 65 Terabyte an IT-Daten sichergestellt.

Illegale Oldtimersammlungen und Après-Ski

Besonders kurios ist der Fall eines Kärntner Estrichverlegers, der 2,5 Millionen Euro hinterzog um seine Oldtimersammlung zu finanzieren und mit dieser Geschäfte zu machen. Dafür verwendete das Unternehmen auch Teile des Betriebsgeländes. Die Einnahmen und Gewinne aus dem Oldtimergeschäft legte der Estrichverleger dem Finanzamt gegenüber nicht offen. Darauf aufmerksam wurden die Ermittler durch eine Anzeige.

Rekordverdächtig erscheint außerdem ein Schwarzgeldfund in Höhe von 3,5 Millionen Euro bei einem Salzburger Après-Ski-Betrieb. Sichergestellt wurde das Geld bei einer Hausdurchsuchung, zusammen mit einer illegalen Handfeuerwaffe. Die Ermittlungen zeigten, dass der Betrieb in der Hochsaison an einem Tag bis zu drei namenlose Sparbücher mit einer Einlage von jeweils knapp 15.000 Euro anlegte. Die Beschuldigten sind geständig und haben bereits eine Million Euro an "Vorauszahlung" an das Finanzamt überwiesen.

Bau- und Dentalbranche im Fokus

Mit insgesamt 40 Prozent betrifft der größte Teil der Fälle die Baubranche. Aber auch die Dentalbranche wurde vermehrt zur Kasse gebeten. Unstimmigkeiten in Rechnungsstellungen eines Zuliefererbetriebs waren dafür ausschlaggebend. In dieser Causa rückte die Steuerfahndung in drei Wellen im Jänner 2020 sowie Anfang und Mitte Juli 2021 mit insgesamt 86 Bediensteten aus und führte Durchsuchungen bei sieben Beschuldigten in Kärnten, der Steiermark, Wien und Niederösterreich durch.

Aufgedeckt wurde dann unter anderem "Rechnungssplitting", das schon aus vergangenen Berichten über die Steuerfahndung bekannt ist. Dabei werden zwei Ausgangsrechnungen erstellt, eine Teilrechnung beispielsweise auf einen Firmennamen, die andere als Barverkauf verbucht. Dadurch muss nur ein Teil der Einkünfte in die Buchhaltung aufgenommen werden. Laut Ministerium sind diese Fälle "Auslöser für weitere Überprüfungen in der gesamten Dentalbranche, die nun in jedem Bundesland erfolgen". Zusätzlich zu den Nachzahlungen drohen allen Beschuldigten weitere 100 Millionen Euro an gerichtlichen Strafen. (hel, 6.5.2022)