Worauf kann ich mich noch verlassen und was kann ich noch glauben? Wie muss oder soll ich mich verhalten? Was tun, was lassen, was wollen, was müssen, was beachten? Das sind Fragen, in denen sich die tendenzielle Unsicherheit – privat wie im Beruf – niederschlägt und die zur Ratgeberliteratur greifen lässt. Als Wegweiser zur Selbstentwicklung und Stärkung der Selbstsicherheit kann diese Literaturgattung durchaus zu mehr innerer Stabilität und Orientierungsfähigkeit beitragen.

Der Buchtitel, den Sophie Mort für ihren Ratgeber gewählt hat, klingt zwar nach Kochrezept, ist es aber nicht. Anleitung für dein Leben bietet die Möglichkeit zu tiefergehenden Auseinandersetzung mit sich selbst. Die muntere Engländerin wendet sich aus solider Expertise heraus in durchaus fordernder Manier an ihre Leserinnen und Leser. Mort hat Psychologie studiert, ihren Master in Neurowissenschaften gemacht und in klinischer Psychologie promoviert. "Alles, was du wissen musst, um dich selbst besser zu verstehen und glücklich zu werden", so der Untertitel des Buches, hält, was es verspricht. Mit einer kleinen Einschränkung. Das Versprechen von Lebensglück sollte nicht wortwörtlich genommen werden. Das Empfinden von Glück ist seinem Wesen nach viel mehr eine Einstellungssache als ein bewusst herbeizuführendes Konstrukt. Es ist diese Fehlannahme, die in schöner Regelmäßigkeit unglücklich macht.

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Viele Möglichkeiten, bewegte Zeiten, unsichere Zukunft – Hilfe kann in Ratgeberliteratur gefunden werden.
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Der Satz, der das Denken offenlegt, aus dem Mort ihr Buch geschrieben hat, steht gleich in der Einführung. Unter der Überschrift "Wie entstehen psychische Probleme?" stellt sie klar: "Es gibt einen simplen Grund, warum viele Menschen so mit sich selbst ringen und kämpfen: Wir haben es schlichtweg nicht gelernt, uns selbst zu verstehen." Und "das hat zur Folge, dass wir ausgesprochen schlecht darauf vorbereitet sind, die Belastungen des Lebens zu bewältigen und uns mit unserem emotionsgeladenem Ich zu arrangieren." Diesem "emotionsgeladenen Ich" bietet Mort mit einer Fülle an Wissensdetails Paroli, die es möglich machen, sich selbst besser zu verstehen, zu steuern und zu orientieren.

Hinter einer kurzen Einführung in die Entstehung psychischer Probleme reihen sich drei ausführliche Teile, die jeweils eine zentrale Frage der persönlichen Lebensunsicherheit ausführlich erörtern. Teil eins, "Wie konnte es soweit kommen?", soll dabei verstehen helfen, wie sich jemand zu dem Menschen entwickelt hat, der er ist. Teil zwei, "Was hält euch gefangen?", widmet sich den steuernden Verhaltensmustern und Angewohnheiten. Teil drei, "Wie kann es weitergehen?", offeriert dann den "Werkzeugkasten mit hilfreichen Methoden an. Mort hat einen nicht alltäglichen "Ausbruchshelfer" aus dem Gefängnis des Empfindens von Lebensunsicherheit und dem Gefühl, sich im privaten Umfeld und am Arbeitsplatz unablässig auf stets schwankendem Boden zu bewegen, zu Papier gebracht.

Mehr Sicherheit

Die an der privaten Emory University in Atlanta ausgebildete Amerikanerin Vanessa van Edwards widmet sich in Die Psychologie der Anziehungskraft einem ganz speziellen Aspekt häufiger Verhaltensunsicherheit: Wie wirke ich auf andere? Wie komme ich an? Wie kann ich die eigenen Verhaltensweisen aus ihren routinierten Automatismen herausführen und in neue Bahnen lenken? Der Untertitel des Buches "So werden Sie unwiderstehlich" darf getrost als Marketingversprechen gelesen und vergessen werden.

Natürlich kann man sich anziehender und weniger anziehend verhalten. Nur darf nicht übersehen werden, dass die persönliche Anziehungskraft ganz erheblich davon abhängt, ob die zwischenmenschliche "Chemie" stimmt, ob sich zwei "riechen" können oder nicht. Und zwar im wahrsten Sinne des Wortes, wie die psychologische Forschung herausfand. Wenn van Edwards auch den ausschweifenden Stil vieler amerikanischer Sachbücher pflegt – die Lektüre des Buches ist aufgrund der Fülle an Erkenntnissen über die Tops und Flops im Umgangsverhalten lohnend. Im Beruf wie Privatleben hilft es, das eigene Verhalten überlegter und zielorientierter einzusetzen und mit fremden Verhalten souveräner umzugehen.

Erfülltes Berufsleben

Einer weiteren Verhaltensunsicherheit nimmt sich die Diplompsychologin Stephanie Schorp an. Seit 20 Jahren beschäftigt sie sich mit der Beurteilung, der Auswahl und Rekrutierung von Führungskräften. Seit neun Jahren ist sie Mitgeschäftsführerin der Personalberatung Comites Perfect Placements GmbH. Ihr Buch Persönlichkeit macht Karriere mit dem Untertitel "So stellen Sie die Weichen für Ihren eigenen beruflichen Weg" offeriert Unterstützung in zweierlei Richtung: Zum einen zeigt Schorp all die Schlaglöcher auf, die auf dem Karriereweg zu Stolperfallen werden können. Zum anderen führt sie die Faktoren vor Augen, die bedeutsam sind, um den passenden Platz im Arbeitsleben zu finden – und zu behalten.

Schorp untergliedert ihre Wissensvermittlung in elf Kapitel. Bereits im ersten Kapitel "Machen Sie Ihre Karriere? Oder wird Ihre Karriere gemacht?" wird deutlich: Schorp spricht klar an, was aus ihrer Erfahrung angesprochen gehört. Und behält diese Klarheit auch in den folgenden Kapiteln bei. Ihr Credo: "Karriere und ein erfülltes Berufsleben passieren nicht einfach, wir sind alle selbst dazu in der Lage, die Weichen dafür zu stellen." (Hartmut Volk, 20.5.2022)