Kinder spielen am Strand von Puchuncaví.

Foto: AFP/PABLO VERA

Santiago de Chile – Mindestens 75 Menschen sind aufgrund der hohen Schadstoffbelastung durch die Schwerindustrie in den westchilenischen Städten Quintero und Puchuncaví vergiftet worden. Die Schwefeldioxid-Werte lagen am Montag kurzzeitig fünf Mal über den üblichen Werten, wie der Bürgermeister von Quintero, Rubén Gutiérrez, am Dienstag mitteilte. Mehr als 50 Kinder und mehr als 25 Schulmitarbeiter seien "von den Auswirkungen der giftigen Gase betroffen" gewesen.

"Die Gemeinden Quintero und Puchuncaví haben dies jahrzehntelang toleriert, aber das muss ein Ende haben", betonte Gutiérrez. Nach Angaben der Gesundheitsbehörden der Region Valparaíso klagten die Betroffenen über Symptome wie Kopfschmerzen, juckende Augen und Rachen sowie Übelkeit. Sie seien untersucht und anschließend wieder nach Hause entlassen worden. Die Regionalregierung verhängte den Umweltnotstand in Quintero und Puchuncaví. Die Schulen in beiden Städten wurden geschlossen.

"Opferzonen" Quintero und Puchuncaví

In den beiden Städten Quintero und Puchuncaví, die von der Umweltschutzorganisation Greenpeace als "Chiles Tschernobyl" bezeichnet werden, sind Bergbau-, Öl-, Zement-, Gas- und Chemieunternehmen angesiedelt. Die chilenische Regierung hatte 1958 beschlossen, die Region in ein Industriezentrum umzuwandeln. In Chile werden solche Örtlichkeiten "Opferzonen" ("zonas de sacrificio") genannt. Dort wird eine überdurchschnittliche Umweltverschmutzung toleriert wird.

Die Umweltverschmutzung nahm seitdem erheblich zu. Der Gouverneur von Valparaíso, Rodrigo Mundaca, forderte angesichts der Vergiftungen dazu auf, die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen. (APA, AFP, 7.6.2022)