Kennen Sie Marco Pogo? Der Mediziner und Musiker heißt eigentlich Dominik Wlazny, ist Vorsitzender der als Spaßpartei gegründeten Bierpartei und Bezirksrat in Wien. Nun möchte er Bundespräsident werden.

Marco Pogo möchte Bundespräsident werden.
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Am Wochenende erschien im STANDARD ein Gastkommentar von Nina Hoppe, der eine Debatte über den Antritt Wlaznys lostrat. Spaßkandidaturen seien "demokratiegefährdend", argumentiert die Kommunikationsberaterin. Es gehe da auch um Respekt gegenüber einer Funktion.

Man kann diese Position natürlich vertreten. Es muss einem nicht gefallen, wenn sich ein Kandidat fürs höchste Amt im Staat der "Mitte" zurechnet, weil man sich "in der Mitte einer Bar am nächsten zum Zapfhahn" befinde. Wem das zu affig ist, der wird Wlazny nie wählen. Ein demokratiepolitisches Problem sind solche Außenseiterkandidaturen aber sicherlich nicht. Viel mehr waren es zuletzt etablierte Parteien und ihre Vertreter, die das Vertrauen in die Demokratie gefährlich aufs Spiel setzten: durch Ibiza-Fantasien, peinliche Chats, mutmaßliche Korruption und wirre Krisenpolitik.

In Bezug auf die Bundespräsidentschaftswahl ist es demokratiepolitisch viel eher bedenklich, dass sich SPÖ wie auch ÖVP nicht in der Lage sehen, selbst jemanden aufzustellen. Eine Wahl lebt von Auswahl am Stimmzettel. Wer Alexander Van der Bellen nicht wählen möchte, soll Alternativen haben. (Katharina Mittelstaedt, 20.6.2022)