Das Feuchtgebiet am Fluss Guadalquivir hat eine einzigartige Vielfalt an Ökosystemen und beherbergt zahlreiche gefährdete Arten.

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Madrid – Eines der wichtigsten Feuchtgebiete Europas, der Nationalpark Coto de Doñana im Süden Spaniens, ist ausgetrocknet. Die letzte Lagune, Santa Olalla, sei vollkommen trocken, berichteten die spanische Zeitung "El País" und regionale Medien am Samstag über das Gebiet, das auch als Rastplatz für Zugvögel wichtig ist. Als Gründe gelten die übermäßige Entnahme von Grundwasser etwa für Erdbeerfelder und Tourismusanlagen sowie die langandauernde Dürre, die vom Klimawandel verstärkt wird.

Der Nationalpark wurde 1969 gegründet und umfasst zusammen mit einer als Naturpark geschützten Fläche und einer "Pufferzone" knapp 1.300 Quadratkilometer. In diesem geht der Grundwasserspiegel schon seit Jahren dramatisch zurück, wie WWF und andere Umweltschutzorganisationen klagen. Der Grund: Legale und illegale Brunnen werden benutzt, um große Wassermengen abzuzweigen.

Klage gegen Spanien von EU-Kommission

Mit dem Wasser werden Touristen versorgt und landwirtschaftliche Anbauflächen bewässert – vor allem Erdbeerfelder. Die roten Früchte werden in ganz Europa verkauft. Diese Produktion erhöht auch die Nitratbelastung des Wassers.

Im vergangenen Jahr gab der EU-Gerichtshof in Luxemburg einer Klage der EU-Kommission gegen Spanien wegen unterlassenen Schutzes von Coto de Doñana teilweise statt. Das Land unternehme "keine geeigneten Schritte, um die Verschlechterung von geschützten Lebensräumen in den Feuchtgebieten zu verhindern", hatte die EU-Kommission 2019 bei ihrer Klage geschrieben.

Erträge höher als Strafen

In diesem Sommer haben die Behörden bisher 71 illegal gebohrte Brunnen versiegelt, wie "El País" berichtete. Allerdings würden die betroffenen Bauern für jeden verschlossenen Brunnen einen neuen bohren. Denn die Erträge durch Erdbeeren seien höher als die Strafgelder. Die konservative Regionalregierung von Andalusien will die Anbauflächen für Erdbeeren sogar noch ausweiten.

Das Feuchtgebiet entlang des Flusses Guadalquivir weist eine einzigartige Vielfalt an Ökosystemen auf. Es beherbergt eine reiche Fauna und Flora, darunter gefährdete Arten wie den Kaiseradler, den Iberischen Luchs und die Maurische Landschildkröte. Weiterhin gibt es Wanderdünen, endlose Strände, Wälder, Buschwerk und Sumpfgebiete. (APA, red, 3.9.2022)